In den USA wurden zehn Verdächtige festgenommen, die für Russland spioniert haben sollen. Das FBI war den mutmaßlichen Spionen bereits seit zehn Jahren auf der Spur.
Der Fall erinnert an die Zeiten des Kalten Kriegs: In den USA soll ein Spionage-Netzwerk seit Jahrzehnten Informationen für Russland gesammelt haben. Nun wurden zehn Verdächtige festgenommen.
Wie das Justizministerium am Montagabend (Ortszeit) mitteilte, erfolgten die Festnahmen am Sonntag in den vier nordöstlichen US-Bundesstaaten New York, New Jersey, Massachusetts und Virginia. Neun der Verdächtigen wird auch Geldwäsche zur Last gelegt. Ihnen drohen fünf Jahre Haft wegen Spionage und weitere 20 Jahre Gefängnis wegen Geldwäsche. Ein elfter Verdächtiger blieb auf freiem Fuß.
FBI war Verdächtigen seit zehn Jahren auf der Spur
Die Bundespolizei FBI hatte die mutmaßlichen Spione nach eigenen Angaben mehr als zehn Jahre lang überwacht, sie in ihren Wohnungen und in Hotelzimmern abgehört, ihre Anrufe mitgeschnitten und ihre E-Mails gelesen.
Die Verdächtigen waren nach Angaben des FBI auf einer langfristigen Mission in den USA. Sie sollten demnach dem Hauptquartier des russischen Auslandsgeheimdienstes SVR Bericht erstatten. "Ihre Ausbildung, Bankkonten, Auto, Haus usw. - all dies dient einem Ziel: ihre Hauptmission zu erfüllen, das heißt Verbindungen in Politik-Kreise in den USA aufzubauen und zu entwickeln", zitierte das FBI aus einer entschlüsselten Botschaft.
Die mutmaßlichen Spione sollten laut FBI unter anderem Informationen über die US-Politik gegenüber Afghanistan und dem Iran sowie über einen damals geplanten Rüstungsvertrag zwischen Washington und Moskau sammeln. Dafür sollten sie regierungsnahe Kreise infiltrieren. Ob die Agenten bei dieser Mission erfolgreich waren, gab das Justizministerium nicht bekannt.
Das FBI listete in seiner Klageschrift auch die Methoden des Netzwerks auf. Die Spione arbeiteten demnach mit verschlüsselten Botschaften und einem in einem Feld vergrabenen Geldlager. Bargeld sei ihnen von russischen Boten bei Aufenthalten in lateinamerikanischen Ländern übergeben worden. Bei Reisen nach Moskau und zurück in die USA seien die Spione zur Tarnung über Rom geflogen und hätten falsche Pässe benutzt.
Noch keine offizielle Anklage
Fünf der Verdächtigen wurden am Montag einem Bundesgericht in New York vorgeführt. Der New Yorker Richter James Cott klagte Cynthia M., Juan L., Vicky P. und Anna C. zwar vorerst nicht offiziell an, setzte sie wegen Fluchtgefahr jedoch nicht auf freien Fuß.
Die Verdächtigen haben laut Klageschriften angegeben, Bürger der USA, Kanadas oder Perus zu sein. Ihre tatsächliche Nationalität wurde zunächst nicht mitgeteilt. Der Anwalt der Verdächtigen Anna C. sagte nach der Anhörung, die 28-Jährige sei russische Staatsbürgerin.
Moskau reagierte verärgert auf die Vorwürfe.
(Ag./Red.)