Atomstreit: Irans erstes Atomkraftwerk geht in Betrieb

Atomstreit Irans erstes Atomkraftwerk
Atomstreit Irans erstes Atomkraftwerk(c) AP (Liang Youchang)
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Der Reaktor in Bushehr soll am 21. August mit Brennstäben beladen werden. Der Westen toleriert den Reaktor, weil Russland sowohl die Brennstäbe liefert als auch die abgebrannten Brennstäbe zurücknimmt.

MOSKAU/Teheran/Wien.Während die USA und die Europäer den Druck auf den Iran im Atomstreit erhöhen, soll am 21. August das erste Atomkraftwerk des Landes mit russischem Brennstoff beladen werden. Der Reaktor im Südiran gehört zu den Streitpunkten des Landes mit der Staatengemeinschaft, die hinter dem iranischen Atomprogramm die Absicht zum Bau von Atomwaffen vermutet.

Doch die US-Mission bei der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA wiegelt ab: „Wir haben stets den Standpunkt vertreten, dass Russlands Hilfe beim Reaktor in Bushehr von den Sanktionen nicht betroffen ist.“

Russland sei bisher ein „wichtiger Partner“ bei der Verschärfung der UN-Sanktionen gegen den Iran gewesen, sagt die Sprecherin. Man müsse außerdem den Reaktor in Bushehr im „historischen Kontext betrachten“. Soll heißen: Die Verträge mit Russland stammen aus dem Jahr 1992, die Antwort der Sprecherin der US-Mission offenbart, dass die USA Verständnis dafür zeigen, dass Russland sich nun als vertragstreu erweisen will.

Der Westen toleriert trotz der Vorbehalte gegen das iranische Nuklearprogramm den Reaktor in Bushehr, weil Russland sowohl die Brennstäbe liefert als auch die abgebrannten Brennstäbe zurücknimmt. Die von Russland gelieferten Brennstäbe werden zudem unter Aufsicht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA aufbewahrt. Der Reaktor würde zudem für ein Kernwaffenprogramm wenig Nutzen haben: Die Anreicherungsanlage in Natanz und der Schwerwasserreaktor in Arak bereiten den Experten viel mehr Kopfzerbrechen.

Die unendliche Geschichte

In den siebziger Jahren, zu Zeiten von Schah Reza Pahlevi, war der Auftrag zum Bau des Atommeilers in Bushehr ursprünglich an den deutschen Siemens-Konzern gegangen. Nach der islamischen Revolution wurde das Projekt auf Eis gelegt und erst 1992 wieder aufgenommen. Damals wurde Russland damit beauftragt, den Kraftwerksbau fortzuführen. 1994 begannen die Bauarbeiten, die immer wieder unterbrochen wurden. Schon 2007 hätte der Meiler in Betrieb gehen sollen.

Nun hat die Saga offenbar ein Ende: Die iranische Nachrichtenagentur „Fars News“ berichtet, dass die ersten Tests erfolgreich verlaufen seien, und zitiert den Chef des Kraftwerks, Mahmoud Jarari, mit den Worten: „Nun geht es um die Inbetriebnahme.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2010)

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