Empörung über Sarrazins Juden-Thesen

Sarrazin Juden teilen bestimmtes
Sarrazin Juden teilen bestimmtes(c) EPA (ARNO BURGI)
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"Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen": Die Thesen des deutschen Bundesbank-Vorstands erzürnen die Regierung. Die SPD drängt auf einen Parteiaustritt. Unterstützung kommt aber aus der CSU.

Thilo Sarrazin, Vorstandsmitglied der deutschen Bundesbank, gerät nach neuen Äußerungen über Muslime und Juden immer stärker unter Druck. In der "Welt am Sonntag" hatte er nicht nur erneut muslimische Einwanderer kritisiert. Für Empörung sorgte vor allem seine Äußerung: "Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen."

"Die Äußerungen sind vollkommen inakzeptabel", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Sonntag in der ARD. Sie seien zudem "ausgrenzend" und machten "ganze Gruppen verächtlich", sagte die Kanzlerin. Sarrazin erschwere durch seine Aussagen die Auseinandersetzung mit dem Thema Integration. "Die Art und Weise, wie hier geredet wird, spaltet die Gesellschaft", sagte Merkel.

"Jede Provokation hat Grenzen"

Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle (FDP) warf ihm daraufhin in "Bild am Sonntag" vor, Rassismus oder gar Antisemitismus Vorschub zu leisten. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zog die Eignung des ehemaligen Berliner Finanzsenators für sein Amt in der Spitze der Bundesbank in Zweifel. "Jede Provokation hat ihre Grenzen.

Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle (FDP) warf ihm daraufhin in "Bild am Sonntag" vor, Rassismus oder gar Antisemitismus Vorschub zu leisten. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zog die Eignung des ehemaligen Berliner Finanzsenators für sein Amt in der Spitze der Bundesbank in Zweifel.

Zentralrat: "Rote Linie überschritten"

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin nach seinen Äußerungen über Juden Rassismus und das Schüren von Hass vorgeworfen. "Sarrazin hat endgültig eine rote Linie" überschritten, sagte der Vizepräsident des Zentralrates, Dieter Graumann. Solche Äußerungen von einem Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank seien unerträglich, sagte Graumann.

Der ehemalige Vizepräsident des Zentralrats, Michel Friedman schrieb in einem Gastbeitrag für "Bild am Sonntag": "Es kann keine Toleranz mehr für diese Intoleranz geben. Wir brauchen Brückenbauer und keine Hassprediger, schon gar nicht im Vorstand der Deutschen Bundesbank."

SPD: Stimmen für Rauswurf lauter

Innerhalb der SPD wurden die Stimmen lauter, die seinen Rauswurf aus der Partei fordern. "Das Maß ist voll", sagte der Chef seines Berliner Kreisverbands Charlottenburg-Wilmersdorf, Christian Gaebler, dem "Spiegel" (Montag-Ausgabe). "Für den Fall, dass Herr Sarrazin nicht freiwillig aus der SPD Austritt, bereiten wir ein Parteiausschlussverfahren vor.

Die Deutsche Bundesbank äußerte sich nicht inhaltlich zu den neuen Aussagen ihres Vorstandsmitglieds. Ein Sprecher erklärte: "Es bleibt dabei, dass die Ansichten von Herrn Sarrazin seine persönliche Meinung sind, die in keinem Zusammenhang stehen mit seiner Tätigkeit als Bundesbankvorstandsmitglied."

Unterstützung aus der CSU

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler hingegen verteidigte Sarrazin. Dieser sei "nicht irgendein hergelaufener Polemiker, sondern hat in wichtigen Staatsämtern Herausragendes geleistet", sagte er. Auch wenn man ihm nicht in allen Punkten folgen müsse, hätten sich zum Thema Überforderung Deutschlands durch Einwanderung Helmut Schmidt und Oskar Lafontaine schon härter geäußert.

In der Debatte über seine Migrationskritik hatte Sarrazin in einem Interview der "Welt am Sonntag" und "Berliner Morgenpost" auf die Frage, ob es eine genetische Identität gebe, gesagt: "Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen, Basken haben bestimmte Gene, die sie von anderen unterscheiden."

Er erklärte unter anderem auch, dass die Einwanderung bis vor wenigen Jahrzehnten für den "Genpool der europäischen Bevölkerung" nur eine geringe Rolle gespielt und sich zudem sehr langsam vollzogen habe. "Es ist nämlich falsch, dass es Einwanderungsbewegungen des Ausmaßes, wie wir sie heute haben, schon immer in Europa gegeben hätte."

(Ag.)

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