Mit einem gemeinsamen Raketenabwehrschild will sich das Verteidigungsbündnis gegen potenzielle Angriffe aus dem Iran schützen. Ein Bedrohungsszenario sind laut Nato auch Attacken aus dem Internet.
Die Nato stellt auf ihrem Gipfel am Freitag (19. November) und Samstag (20. November) in Lissabon die Weichen für den Abzug aus Afghanistan und den Aufbau einer gemeinsamen Raketenabwehr. Die Staats- und Regierungschefs der 28 Mitgliedsstaaten wollen das kommende Jahr als Beginn für die Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen festsetzen. Präsident Hamid Karzai hat bereits angekündigt, bis Ende 2014 solle die Übergabe abgeschlossen sein. Allerdings will das Bündnis auch nach 2014 in Afghanistan präsent bleiben, damit der Hindukusch nicht wieder zum Rückzugsort für Terroristen wird.
Paris will nicht abrüsten
Mit einem gemeinsamen Raketenabwehrschild will sich die Nato gegen potenzielle Angriffe aus dem Iran schützen. Streit gab es zwischen Deutschland und Frankreich bis zum Freitag darüber, ob der Raketenschild einen Abbau des Kernwaffenarsenals der Nato zulassen könnte. Während Berlin darauf pocht, lehnt Paris atomare Abrüstungsschritte weitgehend ab. Am Samstag tagt in Lissabon auch der Nato-Russland-Rat. Dabei soll über eine Einbindung Moskaus in die Raketenabwehr beraten werden.
Extreme Sicherheitsvorkehrungen
Im Vorfeld des Gipfels ist die portugiesische Hauptstadt teilweise zur Hochsicherheitszone geworden. Das Veranstaltungsgelände wurde vollständig abgeriegelt, das Schengen-Abkommen kurzfristig außer Kraft gesetzt.
Computerviren sprengen Atomkraftwerke?
Die Nato benötige eine "moderne Verteidigung gegen moderne Bedrohungen", erklärte Generalsekretär Anders Rasmussen. Ein Punkt auf der Agenda der Nato sind auch Bedrohungen, die durch Hacker und Cyberattacken entstehen. Man müsse die "reelle Gefahr aus dem Internet" zur Kenntnis nehmen, hieß es seitens der Nato. Immerhin sei es für die Bevölkerung egal, ob ein Atomkraftwerk durch einen Raketenangriff oder einen Computervirus zur Explosion gebracht werde. Wie realistisch der letztere Fall wirklich ist, darauf wollte niemand so genau eingehen.
(Ag.)