Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel verschärfen sich weiter. Nach einem Seemanöver amerikanischer und südkoreanischer Streitkräfte brachte Pjöngjang Raketen in Stellung. Jetzt will China vermitteln.
Kurz nach Beginn der gemeinsamen Militärübung der USA und Südkoreas im Gelben Meer hat Nordkorea erneut scharfe Drohungen ausgesprochen. Nordkorea werde auf jede Verletzung seines Hoheitsgebietes mit einem Gegenschlag reagieren, vermeldete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am Sonntag. Der südkoreanischen Agentur Yonhap zufolge brachte das Militär des Nordens Boden-Boden- und Boden-Luft-Raketen an der Grenze in Stellung.
Journalisten sollen gehen
Unter dem Verweis auf die Spannungen mit Nordkorea hat Südkorea alle Journalisten aufgefordert, die grenznahe Insel Yeonpyeong zu verlassen. Die Lage auf der Insel sei "nicht gut", erklärte das Verteidigungsministerium. Ein Aufruf der Behörden an die Bewohner von Yeonpyeong, sich in Luftschutzräumen in Sicherheit zu bringen, sei allerdings nach kurzer Zeit wieder aufgehoben worden. Laut einem Bericht des südkoreanische Fernsehsenders YTN soll am Sonntag Artilleriefeuer auf der Insel zu hören gewesen sein.
China will vermitteln
China hat nach eigenen Angaben mit Südkorea vereinbart, sich um eine Deeskalation im Konflikt auf der koreanischen Halbinsel zu bemühen. Die jüngsten Entwicklungen seien besorgniserregend, berichtete die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag nach einem Treffen des ranghohen chinesischen Diplomaten und Staatsratsmitglieds Dai Bingguo und dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung-bak.
Die Gespräche seien "detailliert und offen" gewesen. Die beiden Seiten seien übereingekommen, dass gemeinsame Anstrengungen nötig seien, um die Spannungen zwischen den koreanischen Staaten abzubauen. China gilt als engster Verbündeter des kommunistischen Nordkoreas.
Bei einem nordkoreanischen Artillerie-Beschuss der Insel waren am Dienstag zwei Soldaten und zwei Zivilisten getötet worden. Der schwerste Vorfall seit dem Ende des Korea-Krieges 1953 hatte die Spannungen in dem Konflikt erheblich verschärft.
Ein Signal der Abschreckung
Die Streitkräfte der USA und Südkoreas begannen trotz aller Drohungen aus Nordkorea mit ihrem bereits seit längerem geplanten Seemanöver. An der für vier Tage angesetzten Übung vor der Westküste Südkoreas in weiter Entfernung zur umstrittenen Seegrenze mit dem Norden nahmen auch der Flugzeugträger "George Washington" (siehe Bild) und mindestens vier weitere US-Kriegsschiffe teil, wie ein Vertreter der amerikanischen Streitkräfte erklärte. Auf dem Flugzeugträger sind mehr als 6000 Soldaten und 75 Kampfflugzeuge stationiert. Auf südkoreanischer Seite sind Yonhap zufolge drei Zerstörer, Fregatten und Flugzeuge zur U-Boot-Abwehr beteiligt.
Bloß nicht provozieren
Nordkorea hatte bereits in den vergangenen Tagen für den Fall von Provokationen mit weiteren Angriffen gedroht und vor unabsehbaren Folgen des Manövers gewarnt. Die Militärübung könne die Region an den Rand eines neuen Krieges bringen. Südkoreas Präsident Lee Myung-bak hatte seine Landsleute gemahnt, sich auf weitere "Provokationen" des Nordes einzustellen. Die Streitkräfte des Landes drohten bei der Trauerfeier für die zwei getöteten Soldaten am Samstag mit Vergeltung. Die beiden koreanischen Staaten haben seit 1953 keinen Friedensvertrag unterzeichnet und befinden sich formell noch im Kriegszustand.
(APA/Reuters/AP)