Angst des Westens vor Verbündeten in Pakistan

(c) AP (Fareed Khan)
  • Drucken

Die Pakistan-Dokumente liefern die schriftliche Bestätigung der lange gehegten Ängste des Westens über die Sicherheit des pakistanischen Atomwaffenarsenals. Man fürchte, dass Beamte Atomwaffen verkaufen könnten.

Wien/Islamabad. Die Nachrichten der ehemaligen US-Botschafterin in Pakistan, Anne Patterson, beinhalten keine sensationelle Neuheit. Aber sie liefern die schriftliche Bestätigung der lange gehegten Ängste des Westens über die Sicherheit des pakistanischen Atomwaffenarsenals. Die „große Sorge“ sei nicht, schrieb Patterson im Jahr 2009 in der nun von WikiLeaks veröffentlichten Depesche, dass ein militanter Islamist eine Atombombe stehle; sondern dass „einer, der in der Regierungseinrichtung arbeitet, nach und nach genug Material herausschmuggelt, um daraus eine Waffe zu bauen.“

Westliche Regierungen sind schon lange besorgt, dass das Atommaterial Pakistans in die Hände militanter Islamisten fallen könnte. Die Amerikaner sind zudem skeptisch, dass die Regierung in Islamabad ihre Beziehungen zu den in Afghanistan kämpfenden Gruppierungen der Taliban ganz abbricht. Das geht aus den anderen als vertraulich eingestuften und nun veröffentlichten Berichten von US-Diplomaten hervor, von denen der britische „Guardian“ einige veröffentlichte.

Wollte Militär Zadari stürzen?

Die Nachrichten zeigen deutlich die heimlichen Sorgen der Amerikaner angesichts einer schwachen und unpopulären Zivilregierung im dem Land. Der pakistanische Heereschef Ashfaq Kayani wird hingegen als wichtiger Akteur hinter den Kulissen eingestuft, der auch schon darüber nachgedacht haben soll, Präsident Asif Ali Zardari zu stürzen. Dieser wiederum äußerte die Befürchtung, dass das Militär ihn absetzen könnte.

Im Fall seiner Ermordung hätte Zadari bereits über eine Nachfolge nachgedacht, wie eine weitere Notiz der US-Botschafterin Patterson erläutert: Zadaris Schwester Faryal Talpur soll dann zur Präsidentin ernannt werden.

Die USA haben den Dokumenten zufolge Pakistan auch gedrängt, gegen die Aufständischen im Nordwesten des Landes vorzugehen, die von dort Angriffe in Afghanistan vorbereiten. Islamabad lehnte das ab, weil es diese Gruppen als mögliche Verbündete gegen den Einfluss des Erzrivalen Indien in Afghanistan betrachtet, sollten die Amerikaner einmal abgezogen sein.

Ebenso zeigte sich die US-Botschaft in Islamabad besorgt über die Menschenrechtsvergehen der verbündeten pakistanischen Armee: Einige gefangene Terroristen seien von pakistanischen Sicherheitskräften „außergerichtlich getötet“ worden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.