Amazon sperrt Server für Wikileaks

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wikileaks(c) AP (Bebeto Matthews)
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Das US-Unternehmen hat die Enthüllungsplattform von seinen Servern verbannt. Dahinter soll politischer Druck stehen. US-Senator Lieberman ruft dazu auf, Wikileaks auch in anderen Länder die Nutzung von Servern zu verwehren.

Die Enthüllungsplattform Wikileaks gerät in den USA immer stärker unter Druck. Die Internet-Aktivisten verloren den Zugang zu ihrem bisherigen US-Server bei dem Internet-Unternehmen Amazon. "Wikileaks von Amazon-Server verdrängt. Freie Rede im Land der Freien", teilte Wikileaks am Mittwoch per Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Die Internet-Aktivisten hatten bei der Veröffentlichung der geheimen diplomatischen US-Depeschen auf den Amazon Web Service (AWS) zurückgegriffen, um die hohen Zugriffszahlen auf die Dokumente bewältigen zu können. 

Nun sucht Wikielaks eine Internet-Heimat in Europa. "Prima - unsere Dollars werden nun ausgegeben, um Leute in Europa zu beschäftigen", erklärte die Plattform via Twitter.

Politischer Druck auf Amazon?

Der TV-Sender CNN berichtete, Amazon habe die Nutzung seiner Server durch Wikileaks gestoppt, nachdem Mitarbeiter von US-Senator Joe Lieberman Nachforschungen angestellt hätten. "Ich hätte mir gewünscht, dass Amazon diese Maßnahme früher ergreift angesichts der vorherigen Veröffentlichungen klassifizierter Informationen durch Wikileaks", sagte der Senator nach Bekanntwerden der Sperre.    

Lieberman rief dazu auf, der Plattform auch in anderen Länder die Nutzung von Servern zu verwehren. "Wikileaks' illegales, ungeheuerliches und rücksichtsloses Vorgehen setzt unsere nationale Sicherheit aufs Spiel und gefährdet rund um den Globus Leben", hieß es in einer Mitteilung des parteilosen Senators. "Kein verantwortungsbewusstes Unternehmen - ob amerikanisch oder ausländisch - sollte Wikileaks bei seine Bemühungen helfen, gestohlenes Material zu verbreiten."

Wikileaks

Wikileaks wurde 2007 von dem Australier Julian Assange gegründet. Die Plattform publiziert geheime Dokumente, die von anonymen Quellen zugespielt werden. Breiter bekannt wurde sie mit der Veröffentlichung von geheimen Dokumenten zu den Kriegen in Afghanistan und im Irak.

US-Regierung prüft Schutz ihrer Daten

Die US-Regierung stellt nach den jüngsten Veröffentlichungen von Wikileaks den Schutz ihrer Datenbanken umfassend auf den Prüfstand. Als Sonderbeauftragter sei der Vize-Direktor des Zentrums für Anti-Terror-Maßnahmen, Russell Travers, ernannt worden, teilte das Weiße Haus mit. Travers sei dafür verantwortlich, "notwendige Strukturreformen" zu entwickeln, die nach der Offenlegung der US-Botschaftsberichte durch die Internetplattform Wikileaks nötig geworden seien. Das Weiße Haus will auch die Wege überprüfen lassen, wie die gesamte Regierung Informationen austauscht und schützt.

Die US-Regierung kündigte zudem an, für die Sicherheit von Informanten und Aktivsten sorgen zu wollen, sollten sie durch die Wikileaks-Veröffentlichung in Gefahr geraten. "Wir haben alles unternommen, mit ihnen in Kontakt zu treten", sagte US-Außenamtssprecher Philip Crowley. "Wir stehen bereit, sie zu beschützen, wenn das notwendig werden sollte."

(Ag./Red.)

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