Nach Nordkoreas Angriff auf eine Insel gibt sich die Regierung in Südkorea nun demonstrativ hart.
Seoul/Reuters. Im Schlagabtausch der Drohungen auf der Koreanischen Halbinsel war es am Freitag an Seoul, den Tonfall zu verschärfen: „Wenn es weitere Provokationen gibt, werden wir definitiv mit Flugzeugen Nordkorea bombardieren“, sagte der neue Verteidigungsminister Kim Kwan-jin am Freitag vor dem Parlament.
Bei der Bombardierung einer südkoreanischen Insel durch Nordkorea waren in der vergangenen Woche zwei Marineinfanteristen und zwei Zivilisten ums Leben gekommen. Seither vergeht kaum ein Tag ohne wechselseitige Drohungen. Die beiden Länder haben seit dem Korea-Krieg in den 1950er-Jahren kein Friedensabkommen geschlossen.
Großmanöver USA–Japan
Umfragen zufolge ist die Mehrheit der Südkoreaner der Meinung, ihre Regierung hätte auf das Bombardement mit größerer Härte reagieren müssen. Kims Vorgänger als Verteidigungsminister ist deshalb wenige Tage nach dem Zwischenfall zurückgetreten. Kim erklärte im Parlament, selbst eine größere Vergeltungsaktion des Südens würde wohl nicht zu einem Krieg führen. An einem solchen habe auch Nordkorea aus wirtschaftlichen Gründen kein Interesse.
Unterdessen begannen die USA und Japan mit einem gemeinsamen Manöver, an dem sich nach offiziellen Angaben etwa 60 Schiffe und 400 Flugzeuge beteiligen. Auch der Flugzeugträger „George Washington“ ist dabei. Er hatte in dieser Woche an einem Manöver mit südkoreanischen Einheiten teilgenommen. An der neuen Übung, die acht Tage dauern soll, beteiligen sich insgesamt 44.500 Militärangehörige der USA und Japans östlich der Inselgruppe Okinawa im Pazifischen Ozean.
Am kommenden Montag gibt es in Washington Gespräche über Nordkorea: Die USA haben dazu die Außenminister Japans und Südkoreas eingeladen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2010)