Blutige Proteste: Staatschef flüchtet aus Tunesien

A protester with a Tunisian flag shouts slogans against President Zine El Abidine Ben Ali  in Tunis,
A protester with a Tunisian flag shouts slogans against President Zine El Abidine Ben Ali in Tunis, (c) AP (Christophe Ena)
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Ein Urlauberparadies im Ausnahmezustand: Der autoritäre Machthaber Ben Ali beugt sich dem Druck der Massen. Er tritt zurück und setzt sich ins Ausland ab.

Tunesiens Staatschef Zine el Abidine Ben Ali hat nach dem blutigen Volksaufstand seinen Rücktritt erklärt und das Land fluchtartig verlassen. Das berichtet der Nachrichtensenders Al-Jazeera.

Kurz zuvor hatte er noch den Ausnahmezustand über das Urlauberparadies verhängt. Der Luftraum über Tunesien wurde komplett gesperrt. Das Militär riegelte den Flughafen der Hauptstadt Tunis ab. Nach Angaben eins deutschen Nachrichtensender mussten zwei "Air France"-Maschinen umkehren.

Sitzen österreichische Touristen fest?

Auch österreichische Touristen dürften in Tunesien festsitzen. Der Reisekonzern Thomas Cook hatte noch am Freitag angekündigt, 100 Touristen aus der Alpenrepublik zu evakuieren. Ob dies noch vor der Sperre des Luftraums gelungen ist, war vorerst nicht bekannt.

Premierminister Mohamed Ghannouchi bestätigte unterdessen den Rücktritt des Präsidenten. In Anwesenheit von Parlamentspräsident Fouad Mebazaa sagte Ghannouchi, er werde vorübergehend die Funktionen des Staatsoberhauptes übernehmen.

Der TV-Sender "Al-Arabiya" meldete, Ghannouchi werde ein sechsköpfiges Gremium anführen und das Land bis zur Abhaltung von Neuwahlen regieren. "Wir werden die Stabilität im Land wiederherstellen", versprach der interimistische Staatschef, der gleichzeitig auch eine Übergangsregierung bilden soll.

Regierung aufgelöst

In den letzten 24 Stunden haben sich nämlich die Ereignisse in Tunis überschlagen: Zunächst hatte der Präsident noch versucht, mit Schuldeingeständnissen und der Ankündigung von billigeren Lebensmittelpreisen die sozialen Unruhen zu beenden.

Als auch das nichts half, löste er die Regierung auf und kündigte vorgezogene Parlamentswahlen innerhalb von sechs Monaten an. Zudem deutete er an, bei der Präsidentenwahl 2014 nicht noch einmal kandidieren zu wollen. Nach 23 Jahren an der Macht trat Ben Ali nun aber doch sofort zurück.

Am Freitag hatten diesen Schritt erneut zehntausend Demonstranten in der Hauptstadt gefordert. Der wochenlange Aufstand gegen das laut US-Diplomaten "mafiaähnliche" Herrschaftsystem (Wikileaks) soll bereits 80 Todesopfer gefordert haben.

(Red.)

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