Armee gegen Präsidentengarde. Österreich war wichtiger Waffenlieferant Tunesiens.
Tunis/Wg. In Tunesien ging das Militär auch am Sonntag gegen die Präsidentengarde des geflohenen Staatschefs Ben Ali vor. Viele Gardisten wollten nicht aufgeben, hieß es, sie schossen aus fahrenden Autos auf Passanten und griffen Ämter an. Über die Opferzahl bei den Kämpfen zwischen Garde und Armee – Letztere hat vor allem in Tunis viele Checkpoints errichtet – war vorerst nichts bekannt.
Die Lage erinnert damit frappant an jene in Rumänien vom Dezember 1989, als Diktator Nicolae Ceausescu durch einen Volksaufstand gestürzt und nach einem Schnellverfahren exekutiert wurde. Auch hier stellte sich die Armee auf die Seite der Revolution und lieferte sich über Tage schwere Kämpfe mit der „Securitate“, dem Geheimdienst des Präsidenten.
Tunesiens Militär ist mäßig modern und nicht allzu groß. Es hat insgesamt 35.000 Mann, davon 27.000 im Heer. Die Luftwaffe besteht im Kern aus 15 US-Kampfjets F-5 „Tiger“ und ca. 60 Helikoptern, die Marine aus neun raketenbestückten Schnellbooten. Die Armee hat 84 US-Kampfpanzer M-60, 70 uralte Panzerspähwagen britischer und französischer Fertigung, etwa 370Schützenpanzer und Mannschaftstransporter aus den USA, Brasilien und Italien und etwa 110 gezogene Geschütze. Die Stärke der Präsidentengarde ist nicht sicher bekannt, es dürften einige tausend Mann mit leichten Waffen sein.
StG 77 und Kürassier-Panzer
Auch Österreich war wichtiger Waffenlieferant: Tunesiens Armee hat nämlich auch 54 Kürassier-Jagdpanzer; zudem ist – wie man auf Fotos jetzt gut sieht – die Armee mit StG-77-Gewehren von Steyr (auch: Steyr AUG) ausgerüstet, wie sie das Bundesheer hat.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2011)