Die Protestwelle in den islamischen Ländern hat nun auch Libyen erreicht. Die Polizei ging in der Stadt Benghazi gewaltsam gegen regierungskritische Demonstranten vor.
Die aktuelle Protestwelle im Nahen Osten hat erstmals auch Libyen erreicht: Eine Gruppe von Demonstranten stieß in der Nacht auf Mittwoch in der Stadt Benghazi mit Polizisten und Unterstützern von Staatschef Muammar al-Gaddafi zusammen.
Der britische TV-Sender BBC berichtete unter Berufung auf Augenzeugen, die Polizei habe Tränengas, Wasserwerfer und Gummigeschoße gegen die Demonstranten eingesetzt. Krankenhausangaben zufolge gab es 38 Verletzte.
"Das Volk wird die Korruption beenden" Hintergrund der Proteste war nach Angaben der Internet-Nachrichtenseite Al-Manara die Festnahme eines Anwalts, dessen Freilassung die Demonstranten forderten. Die Zeitung "Quryna" berichtete, der Jurist sei auf Druck der Aktion freigelassen worden. Die Zahl der Demonstranten sei aber dennoch weiter angewachsen. Rund 2000 Menschen riefen Parolen wie "Das Volk wird die Korruption beenden".
Nach der Auflösung der Demonstration versammelten sich in Benghazi, Tripolis und weiteren Städten hunderte Anhänger von Gaddafi. Das libysche Fernsehen übertrug am frühen Morgen live, wie sie Fahnen und Fotos von Gaddafi schwenkten und den Revolutionsführer priesen.
Nach dem Vorbild anderer arabischer Staaten ist für Donnerstag in Libyen ein "Tag des Zorns" geplant, zu dem über das Internet-Netwerk Facebook aufgerufen wird. Der dort gegründeten Gruppe mit dem Titel "Revolte des 17. Februar 2011" schlossen sich rund 9600 Menschen an.
Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad befürwortete die Revolution in Ägypten. Dabei scheint er die erst 2009 stattgefundenen Unruhen im eigenen Land vergessen zu haben. Mit harter Hand wurde damals die so genannte Grüne Revolution niedergeschlagen. (c) AP (Vahid Salemi) Nach den Revolten in Tunesien und Ägypten wird die iranische Opposition wieder aktiv: Gegen das autoritäre Regime protestierten Mitte Februar tausende Demonstranten. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Diese setzte Tränengas und Gummigeschosse ein. (c) AP (Jim Buell) Bei den Protesten sind bisher mindestens zwei Menschen getötet und Hunderte festgenommen worden. Das Regime forderte die Todesstrafe für die beiden Oppositionsführer Mir-Hossein Mussawi und Mehdi Karubi, da sie zu den Protesten aufgerufen hatten. Nach zwei Woche Hausarrest, wurden Mussawi und Karubi aus ihren Häusern verschleppt und in ein Haus in der Nähe der Hauptstadt Teheran gebracht. (c) AP (Ben Curtis) Die Proteste im Jemen gegen Präsident Ali Abdullah Saleh eskalieren. Mitte Februar stießen bei Demonstrationen vor der Universität in Sanaa Regierungsgegner und Anhänger von Saleh zusammen. Beide Seiten bewarfen einander mit Steinen, als die Anhänger von Saleh mehrere tausend Studenten angriffen. (c) EPA (Yahya Arhab) Seit Beginn der Proteste Ende Jänner wurden in der jemenitischen Stadt Aden mindestens 16 Menschen getötet worden. Die Demonstranten fordern politische Reformen und den Rücktritt des seit 32 Jahren regierenden Präsidenten Ali Abdullah Saleh. (c) EPA (Khaled Fazaa) In Algerien gewinnen die Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei die Überhand. Auslöser der jüngsten Unruhen sind neben der erhöhten Arbeitslosigkeit der jungen Generation vor allem die drastisch gestiegenen Preise auf Grundnahrungsmittel. (c) EPA (Mohammed Messara) Zu den Protesten ruft ein kürzlich gegründetes Bündnis von Oppositionsparteien, Gewerkschaften und Menschenrechtsgruppen. (c) EPA (Mohammed Messara) Auch im Golfstaat Bahrain kommt es zu teil heftigen Protesten. Oppositionsgruppen haben über das Internet zu Massenkundgebungen aufgerufen. Nachdem vier Demonstranten bei den Protesten am Perlenplatz ums Leben gekommen waren, nahmen rund 15.000 Menschen an der Trauerfeier teil. Dabei wurden Parolen gegen König Hamad Bin Issa al-Khalifa skandiert, er solle abtreten und gehen. (c) EPA (Mazen Mahdi) Al-Khalifa reagierte mit Freilassungen von politischen Gefangenen und bildete das Kabinett um. Ende Februar kehrte auch der bisher im Exil lebende bahrainische Schiitenanführer Hassan Mushaimaa in die Hauptstadt Manama zurück. Bei den Protesten demonstriert die schiitische Bevölkerungsmehrheit gegen das sunnitische Herrscherhaus. (c) Reuters (Hamid Mohammed) Im Hashemitischen Königreich brodelt es ebenfalls. "Brot und Freiheit" fordern die Menschen bei ihren Protestmärschen durch Amman. Noch nie in seiner 87-jährigen Geschichte hat Jordanien ohne ausländische Hilfsgelder existieren können. (c) EPA (Jamal Nasrallah) König Abdullah II. kann die Lage in seinem Land ohne ausländische Hilfe nicht mehr retten. Das Volk jedoch fordert den Sturz der Regierung und den Wandel zu einer konstitutionellen Monarchie. (c) AP (Nasser Nasser) Der König soll die meisten seiner Vollmachten abgeben, sagen die Demonstranten. Seine Abdankung allerdings fordern sie bisher nicht. (c) EPA (Jamal Nasrallah) Hunderte Menschen waren Mitte Februar einem anonymen Appell im Internet gefolgt, dem Beispiel der Volksaufstände im arabischen Raum zu folgen und in mehreren Städten zu demonstrieren. Der Ruf nach einer „Jasmin-Revolution“ war begleitet von Forderungen nach Freiheit und politischen Reformen. (c) EPA (Peter Parks) Chinas Politiker scheinen ebenfalls nervös zu sein: Nach vereinzelten Protestaktionen in verschiedenen chinesischen Städten wurden mehrere Festnahmen von Menschenrechtsanwälten bekannt. Die chinesischen Medien unterliegen einer totalen Kontrolle. Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückung, Folter und Freiheitsraub von Regimegegnern stehen in China an der Tagesordnung. (c) EPA (Freetibet.org) Ende Februar rief die chinesische Website Boxun.com zu erneuten Protesten auf. Die Regierung reagierte mit einem massiven Polizeiaufmarsch. Während der Demonstration wurden mehrere Journalisten festgenommen. (c) Reuters (Carlos Barria) Ende Jänner stürzte die radikale Schiitenorganisation die Regierung von Saad al-Hariri. Daraufhin stellten sie die Mehrheit im libanesischen Parlament. Zahlreiche gewaltsame Demonstrationen waren die Folge. (c) AP (Hussein Malla) Seitdem taumelt das Land zurück an den Rand eines Bürgerkriegs. In Tripoli und Beirut demonstrierten bereits tausende Sunniten gegen den neuen Regierungschef Nadschib Mikati. (c) EPA (Nabil Mounzer) Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi schlägt die Revolution im eigen Land brutal nieder. Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei Mitte Februar, setzte die Polizei Tränengas, Wasserwerfer und Gummigeschoße ein. Bei den heftigen Protesten im Februar setzten Demonstranten ein wichtiges Regierungsgebäude in der Hauptstadt Tripolis in Brand. (c) EPA (Sabri Elmhedwi) Das Land steht nach den Worten von Seif al-Islam Gaddafi, dem zweitältesten Sohn von Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi, am Rande eines Bürgerkriegs. Wenn die Proteste fortgesetzt würden, dann "vergesst Demokratie, vergesst Reformen ... es wird ein brutaler Bürgerkrieg", versicherte er in einer Fernsehansprache. US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichten von über 200 Toten, Oppositionsgruppen von über 300 Todesopfern. (c) AP (Lefteris Pitarakis) Gaddafi kam vor 42 Jahren durch einen Putsch an die Macht und hält seither an ihr fest. Aus Angst vor Unruhen im eigenen Land ließ Gaddafi den Oppositionspolitiker Jamal al-Hajji unter Hausarrest stellen. Dieser hatte via Twitter für den 2. März zum friedlichen Protest gegen die Regierung aufgerufen. Inzwischen hat die Opposition weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle, Gaddafi ist in Tripolis verschanzt. (c) EPA (Sabri Elmhedwi) Ähnlich wie in Tunesien und Ägypten erfolgte auch in Syrien der Aufruf zum ersten großen Protestwochenende seit Jahrzehnten weitgehend über das Internet via die im Land verbotene Internetplattform Facebook. (c) AP (Ahmad Omar) An Präsident Baschar al-Assad wurde im Vorfeld die Botschaft gesandt, dass man die „Ungerechtigkeit“ in Syrien nicht länger akzeptieren wolle. „Wir sind nicht gegen Dich persönlich, sondern gegen Alleinherrschaft, Korruption und Tyrannei sowie dagegen, dass Deine Familie die Reichtümer an sich reißt“. Syrien wird seit 1963 von der Baath-Partei regiert. Seitdem gilt im Land der Ausnahmezustand. (c) EPA (Remy De La Mauviniere) Mindestens 1000 Menschen haben im Oman gegen den mit absoluter Macht herrschenden Sultan Qabus demonstriert. Zwei Demonstranten wurden von der Polizei in der Küstenstadt Sohar erschossen. Inzwischen ist die Zahl der Toten auf sechs Personen gestiegen. Das Parlament im Oman hat lediglich eine beratende Funktion. Politische Parteien sind verboten. (c) REUTERS (FADI AL-ASSAAD) In welchen Ländern es brodelt (APA)
Lesen Sie mehr zu diesen Themen: