Tunesien: Millardenschatz hinter "Bücherwand"

(c) AP (ALFRED DE MONTESQUIOU)
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Eine Ermittlungskommission entdeckte auf der Jagd nach dem illegalen Vermögen des geflüchteten tunesischen Machthabers Zine el-Abidine Ben Ali in der Nähe von Tunis Geld und wertvollen Schmuck in Milliardenhöhe.

Tunis/Ag. Die Ermittler wollten ihren Augen nicht trauen: Auf der Jagd nach dem Vermögen des geflüchteten Machthabers Zine el-Abidine Ben Ali stießen sie in einem Palast nordöstlich der Hauptstadt Tunis auf einen wahren Schatz. Banknoten in Höhe von mehreren Milliarden Euro und Dollar, reihenweise in Stapeln zu 500er-Scheinen geordnet, sowie Schmuck in unschätzbarem Wert: Diamanten, Smaragde und weitere wertvolle Steine. In den Safes hinter der falschen Bücherwand fanden sich außerdem bündelweise tunesische Dinar und ägyptische Pfund.

Eine eigens eingerichtete Kommission sucht seit dem Sturz Ben Alis nach dem illegalen Vermögen des Ex-Machthabers und seines Clans. Vor allem gegen die Familie von Ben Alis Ehefrau Leila Trabelsi werden schwere Korruptionsvorwürfe erhoben.

Tunesien fordert Auslieferung

Die Familie soll hinter den Kulissen die Fäden gezogen und sich angeblich auch durch Drogenhandel enorm bereichert haben. Zahlreiche Kritiker des Trabelsi-Clans landeten während Ben Alis Herrschaft im Gefängnis. Zudem soll der Clan bei allen staatlichen Bewilligungsverfahren Schmiergelder bezogen haben. Der Präsident der Kommission, die jetzt nach den Schätzen der Familie sucht, sagte, das jetzt aufgetauchte Geld müsse den Menschen zurückgegeben werden.

Unterdessen fordert das tunesische Außenministerium die Auslieferung von Ben Ali, weil er mehrerer „schwerwiegender Verbrechen“ beschuldigt werde. Zudem verlangte das Ministerium „so schnell wie möglich“ Informationen über den Gesundheitszustand oder den „möglichen Tod“ des 74-Jährigen. Nach massiven Demonstrationen war Ben Ali am 14. Jänner nach Saudiarabien geflüchtet. Anfang des Monats fror die EU das gesamte Vermögen des Herrschers und seiner Frau sowie 46 weiterer Familienangehöriger ein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2011)

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