Guttenberg: Uni Bayreuth prüft Täuschungsverdacht

Guttenberg Plagiat Doktor
Guttenberg Plagiat Doktor(c) EPA (Rainer Jensen)
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Für die Universität Bayreuth ist Guttenbergs Plagiatsaffäre mit dem Entzug des Doktortitels noch nicht erledigt. Sie prüft nun ob Verteidigungsminister Guttenberg bewusst getäuscht hat.

Mit der Aberkennung des Doktortitels ist der Fall Guttenberg für die Universität Bayreuth noch nicht abgeschlossen. Es werde geprüft, ob der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die Promotionskommission mit seiner fehlerhaften Doktorarbeit getäuscht habe, sagte Präsident Rüdiger Bormann am Donnerstag. Dies sei Aufgabe der Kommission für die Selbstkontrolle der Wissenschaften, die sich weiter mit Konsequenzen aus dem Fall Guttenberg beschäftigten werde.

Für die Entscheidung, Guttenberg den Doktortitel zu entziehen, habe ein möglicher Täuschungsvorsatz dagegen keine Rolle gespielt.

Guttenberg hat für seine Doktorareit nach ersten Prüfungen mindestens sechs Gutachten aus dem Bundestag verwendet. Diese Zahl habe Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) im Ältestenrat des Parlaments genannt, berichteten Teilnehmer. In keinem Fall sei eine Genehmigung der Bundestagsverwaltung zur Veröffentlichung vorgelegen. Lammert habe die Übernahme der Texte in die Doktorarbeit als "deprimierend eindeutig" bezeichnet.

"Lügner" und "Hochstapler"

Tags zuvor hatte die Uni Bayreuth wegen erheblicher wissenschaftlicher Mängel Guttenbergs Doktortitel aberkannt. Die Opposition griff Guttenberg am Mittwoch  im Bundestag scharf an und bezeichnete ihn als "Lügner" und "Hochstapler".

Die Promotionskommission der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität habe am Dienstag und Mittwoch zu dem Vorfall getagt und beschlossen, den Doktorgrad zurückzunehmen, sagte Bormann. Guttenberg habe "in erheblichem Umfang" gegen die Promotionsordnung der Fakultät verstoßen und die benutzte Literatur und sonstige Hilfsmittel nicht vollständig angegeben.

Der Titel könne zurückgenommen werden, ohne dass ein Täuschungsvorsatz nachgewiesen werden müsse. "Das wäre sicherlich ein längerer Prozess gewesen, das dezidiert nachzuweisen", sagte Bormann. Die Universität habe darauf verzichtet, weil Guttenberg selbst um die Rücknahme seiner Dissertation gebeten habe. Wenn sich in solch einem strittigen Fall Einmütigkeit anbiete, werde der einfachere Weg und nicht der zeitlich längere gewählt, sagte Bormann.

Zuvor hatte die Opposition im Bundestag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aufgefordert, Guttenberg zu entlassen. Guttenberg sei "ein akademischer Hochstapler und Lügner", sagte der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann. Auch Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin forderte Merkel auf, Guttenberg zu entlassen. Linken-Fraktionsvize Dietmar Bartsch sagte, der Minister hätte längst persönliche Schlussfolgerungen ziehen müssen.

Guttenberg selbst sagte im Bundestag, er wolle Minister bleiben und sein Amt weiter in dem Verantwortungsbewusstsein ausfüllen, "wie ich das bisher getan habe". Auch hielt er an seiner Aussage fest, dass der Vorwurf, seine Arbeit sei ein Plagiat, abstrus sei. Dass ihm dies nun unterstellt werde, könne den Straftatbestand der üblen Nachrede erfüllen.

Umstritten blieb die Nutzung des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages in Guttenbergs Arbeit. Der Minister sagte, er habe sich von dem Dienst Ausarbeitungen für seine Abgeordnetentätigkeit anfertigen lassen, die er für vielerlei Anlässe genutzt habe. Später habe er die Texte auch in seine Dissertation aufgenommen, den Dienst aber auch als Primärquelle angegeben.

73 Prozent mit Guttenberg zufrieden

In der Bevölkerung hat Guttenberg einer Umfrage zufolge nicht an Beliebtheit eingebüßt - im Gegenteil. 73 Prozent seien mit seiner politischen Arbeit zufrieden, zu Monatsbeginn seien es 68 Prozent gewesen, ergab eine Umfrage von Infratest dimap für die ARD. 72 Prozent seien der Ansicht, dass Guttenbergs Doktortitel-Verzicht reiche, um im Amt zu bleiben. 24 Prozent finden, er müsse zurücktreten.

(Ag.)

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