Klimawandel: Mehr als "heiße Luft"

Klimawandel wird zur ernsten Gefahr für den Blauen Planeten: Dürre, Stürme und Flut. Ex-US-Vizepräsident Al Gore im Interview über eine "unbequeme Wahrheit": Weltklima und Macht und Ohnmacht eines Präsidenten.

WIEN. "Die zehn heißesten Jahre seit Beginn der Klima-Messungen waren alle in den letzten 14 Jahren. Das heißeste Jahr von allen: das Jahr 2005." Das ist eine "unbequeme Wahrheit", die Al Gore in seinem gleichnamigen Film und Buch verbreitet. Der Mann, der sich bei seinem Publikum mit "der Mann, der der nächste Präsident der USA gewesen ist" (Siehe auch Interview Seite XX) vorstellt, will die Menschen aufrütteln und ihnen die Gefahr, die vom weltweiten Klimawandel ausgeht, vor Augen führen.

Die Medien hören die Botschaft von Gore: Das US-Magazin "Time" titelte unlängst: "Seien Sie beunruhigt . . . Seien Sie sehr beunruhigt". Der britische "Economist" widmet dem Thema in der dieswöchigen Ausgabe eine Cover-Story unter dem Titel: "The heat is on" - "Es wird heiß".

In den letzten 100 Jahren sind die Temperaturen weltweit im Schnitt um 0,6O Celsius angestiegen. Der Grund dafür ist das Ansteigen der Treibhausgase in der Atmosphäre seit dem Beginn des Industriezeitalters durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe: Von 280 ppm (parts per million, millionstel Gramm) auf 380 ppm - der höchste Kohlendioxid-Anteil seit mehr als 500.000 Jahren, wie Forschungen an Eisbohrkernen zeigen. Kohlendioxid sorgt dafür, dass die Sonnenenergie, die auf die Erde trifft, in Wärme umgewandelt wird. Erhöht sich der CO2-Anteil, dann erhöhen sich die Temperaturen auf der Erde. Das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change", eine UN-Behörde, geht davon aus, dass sich die Temperaturen auf der Erde von durchschnittlich 1,4OC bis 5,8OC erhöhen werden.

Es gibt noch eine Reihe weiterer unbequemer Wahrheiten: Die Gletscher in Patagonien, am Kilimandscharo, - aber auch in den Alpen - ziehen sich zurück. In zehn Jahren ist "Schnee am Kilimandscharo" ([*] Ernest Hemingway) Geschichte, der berühmte Gletscher wird vollständig verschwunden sein. Ganze neun Prozent des Polareises der Arktis schmelzen noch in diesem Jahrzehnt.

Experten fürchten, dass durch den Klimawandel auch die Meeresströmungen verändert werden könnten. Die schmelzenden Gletscher Grönlands und der Arktis "drücken" den Golfstrom nach Süden. Behalten die Forscher recht, dann wird es paradoxerweise in manchen Weltgegenden empfindlich kälter: Ein schwächer werdender Golfstrom hätte zur Folge, dass es in Norwegen, Schweden und Großbritannien kälter würde. Der Golfstrom "pumpt" nämlich rund 100 Millionen Kubikmeter warmen Meerwassers Richtung Nordatlantik - eine gewaltige Warmwasserheizung von den Tropen bis in den Nordatlantik: In Kanada ist es auf ähnlichen Breitengraden rund 20OC kälter als in vergleichbaren Zonen Nordeuropas.

Ein weiterer Zusammenhang: Die Zahl der tropischen Wirbelstürme steigt. 2005 mussten die Versicherer in den USA 200 Milliarden Dollar für Hurrikan-Schäden auszahlen. Die Versicherer und Rückversicherer nehmen das Thema Klimaerwärmung ernst: Sie sind beunruhigt. Sehr beunruhigt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.