Gaddafi: "Libyen bereitet sich auf langen Krieg vor"

Westliche Truppen setzen Angriff fort
Westliche Truppen setzen Angriff fort(c) REUTERS (GORAN TOMASEVIC)
  • Drucken

Die westlichen Truppen haben am Sonntag ihre Angriffe auf Ziele in Libyen fortgesetzt. Diktator Gaddafi erklärt, das gesamte Volk sei nun bewaffnet.

Die westlichen Koalitionstruppen haben am Sonntag erneut Ziele in Libyen angegriffen. Mehrere französische Kampfflugzeuge vom Typ Rafale und Mirage 2000 hätten Panzer von regimetreuen Truppen angegriffen, berichteten Militärkreise. Auch die USA haben eine neue Angriffswelle gestartet, mehrere Stealth-Tarnkappenbomber waren beteiligt.

Die Allianz unter der Führung Frankreichs, Großbritanniens und der USA hatte am Samstag mit ihrem Militäreinsatz begonnen. Dem staatlichen libyschen Fernsehen zufolge wurden bei den Angriffen der westlichen Allianz 48 Menschen getötet und 150 weitere verletzt. Der Nachrichtensender Al-Arabija meldete unter Berufung auf die libyschen Behörden 64 Tote.

Die erste Angriffswelle auf Libyen zur Durchsetzung einer Flugverbotszone war nach den Worten von US-Generalstabschef Michael Mullen erfolgreich. Es sei gelungen, den größten Teil der libyschen Flugabwehr auszuschalten. Auch viele Start- und Landebahnen seien zerstört worden. Die erste Welle der Angriffe sei "sehr effektiv gewesen", sagte Mullen dem TV-Sender CNN. Ihm lägen keine Berichte über erhebliche zivile Opfer vor, fügte Mullen hinzu. "Wir haben unsere Ziele sehr sorgfältig ausgewählt."

>>> Zum Ticker: Aktuellste Meldungen <<<

Gaddafi: "Mittelmeer wird zum Schlachtfeld"

Diktator Muammar al-Gaddafi hat mit wüsten Drohungen auf die Angriffe reagiert. Am Sonntag erklärte er im Staatsfernsehen, alle libyschen Bürger seien jetzt bewaffnet, um das Land zu verteidigen. Seine Bodentruppen würden gegen die alliierten "Terroristen" siegen. "Libyen bereitet sich auf einen langen Krieg vor", sagte der Diktator. Seine Truppen griffen weiter die Aufstands-Hochburgen Bengasi und Misrata an. Ein Sprecher der Rebellen sagte, Misrata werde in Grund und Boden geschossen. Die Lage für die Zivilbevölkerung werde dort immer dramatischer.

Am Samstagabend hatte Gaddafi mit Angriffen auf "zivile und militärische Ziele" im Mittelmeerraum gedroht: "Das Mittelmeer wird zum Schlachtfeld werden".

Operation "Odyssey Dawn"

Mit dem Militäreinsatz "Odyssey Dawn" ("Odyssee Morgendämmerung") gegen die Truppen des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi will eine internationale Koalition die anhaltende Gewalt gegen Rebellen und Zivilbevölkerung stoppen.

Die Allianz steht unter der Führung Frankreichs, Großbritanniens und der USA. Auch Italien, Kanada und Katar haben ihre Beteiligung angekündigt. Es handelt sich um die größte internationale Militärintervention in der arabischen Welt seit dem Einmarsch der US-Truppen in den Irak 2003.

Nach Beginn des Militärschlags gegen Libyen zeichnet sich auch eine direkte Beteiligung der Nato ab. Militärs und Botschafter der 28 Länder hätten in wesentlichen Fragen einen Konsens über einen Einsatz erreicht, berichteten Nato-Diplomaten am Sonntag in Brüssel. Doch einige Details seien noch offen. Nach wie vor fehlt ein politisches Mandat, allerdings wollen die Botschafter dies sobald wie möglich beschließen.

Arabische Liga kritisiert Luftangriffe

Der Chef der Arabischen Liga, Amr Mussa, hat das Vorgehen der internationalen Streitkräfte in Libyen kritisiert. Die Luftangriffe dienten nicht dem vereinbarten Ziel, eine Flugverbotszone über dem Land durchzusetzen. "Wir wollen Schutz für die Zivilbevölkerung und keinen Beschuss weiterer Zivilisten", so Mussa.

Gaddafi hielt sich nicht an Waffenruhe

Basis für die Intervention in Libyen ist eine Resolution des UNO-Sicherheitsrats vom Donnerstag. Das Gremium hatte die Einrichtung einer Flugverbotszone in dem nordafrikanischen Land beschlossen.

Nach dem UNO-Beschluss verkündete das libysche Regime eine Waffenruhe. Es ging aber dennoch weiter gegen die Rebellen vor. Die internationale Koalition beschloss daher am Samstagnachmittag die Militärintervention.

USA feuerten 110 Marschflugkörper ab

Nach Angaben eines ranghohen US-Militärvertreters beschossen britische und US-Streitkräfte am Samstagabend von Schiffen und U-Booten aus mehr als 20 Ziele entlang der libyschen Küste, darunter Luftabwehrsysteme und strategisch wichtige Kommunikationspunkte der libyschen Truppen. Es seien mindestens 110 Marschflugkörper abgefeuert worden.

Frankreich hatte als erstes Luftangriffe gestartet. Dem libyschen Staatsfernsehen zufolge wurde am Samstag ein französisches Kampfflugzeug in der Region Tripolis abgeschossen. Paris wies dies zurück.

Katar will Allianz beitreten

Am Sonntag kündigte auch Katar seine Teilnahme an den Angriffen des Westens an. Details nannte Ministerpräsident Scheich Hamad bin Jassim al-Thani jedoch nicht. Die Situation in Libyen sei nicht akzeptabel, sagte er. Deshalb müssten auch arabische Staaten handeln.

(Ag./Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.