Russland: Medwedjew von eigener Partei bloßgestellt

Russland Medwedjew eigener Partei
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Der Präsident schließt eine Wiederkandidatur nicht aus. Seine Partei geht daraufhin erstmals für Premier Putin in die Offensive. Er ist beliebter als Medwedjew. Moskau könnte ein erbitterter Machtkampf bevorstehen.

Die Kremlpartei Geeintes Russland hat sich erstmals für Regierungschef Wladimir Putin als Präsidentenkandidat für 2012 ausgesprochen und damit Amtsinhaber Dmitrij Medwedjew düpiert. Putin sei der Favorit für die Wahl, erklärte Vizechef des Parteipräsidiums, Juri Schuwalow, am Donnerstag vielsagend. Das berichtet die Nachrichtenagentur Interfax. Putin hatte den Kreml 2008 verlassen, weil die Verfassung nur zwei Amtszeiten in Folge vorsieht.

Der 58-Jährige liegt in den Beliebtheitsumfragen stets vor Medwedjew und kann nach einer Pause 2012 wieder kandidieren. Aus den Reihen der Kremlpartei verlautete zuletzt, dass nur bei einem Verzicht Putins Amtsinhaber Medwedjew als zweite Wahl eine Chance habe.

Das Machttandem mit Putin und Medwedjew gilt bei vielen Russen als zunehmend unbeliebt. Besonders die Beamtenschaft und Eliten des flächenmäßig größten Landes der Erde sind aus Sicht von Beobachtern verunsichert über den künftigen Kurs. Sie fordern Klarheit. Putin gilt als eher konservativer Politiker, Medwedjew als schwächerer Gegenpol, der zwar immer wieder liberale Reformen und Modernisierung verspricht, aber Taten vermissen lässt. Putin und Medwedjew hatten erst in den vergangenen Tagen eine Kandidatur im nächsten Jahr nicht ausgeschlossen.

Bisher galt die Ansage des Machttandems, dass sich beide einigen wollten, wer von ihnen antrete. Sowohl Putin als auch Medwedkew hatten erklärt, sich nicht gegenseitig Konkurrenz machen zu wollen. Allerdings erlebt das politische Moskau seit Monaten eine Art Wahlkampf zwischen den Lagern. Es mehren sich zudem Stimmen, die nicht ausschließen, dass beide Politiker bei der Abstimmung antreten könnten. Das hatten viele Beobachter lange Zeit ausgeschlossen. Einige Experten meinen, dass bei einer Kandidatur beider Politiker die russische Bevölkerung erstmals vor eine echte Wahl gestellt werden könnte.

(Ag.)

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