USA: "Zweiter Atomtest ist Kriegsakt"

Das Regime in Pjöngjang bereitet offenbar eine neuerliche Nuklearexplosion vor. Diktator Kim nennt UN-Sanktionen "Kriegserklärung" und will gnadenlos zurückschlagen.

Tokio/Seoul. Die Nordkorea-Krise droht völlig außer Kontrolle zu geraten. Japan verfügt über "sichere Anzeichen", dass das Regime in Pjöngjang trotz aller Warnungen einen zweiten Atomtest vorbereitet. Eine derartige Provokation wollen die Amerikaner jedoch offenbar nicht mehr hinnehmen. "Wir würden einen Test als kriegerische Antwort Nordkoreas auf die internationale Gemeinschaft betrachten", erklärte der US-Sonderbeauftragte für Nordkorea, Christopher Hill. Nordkorea werde einen "sehr, sehr hohen Preis für solch ein rücksichtsloses Verhalten zahlen". Ähnlich scharf der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow: "Wenn sie glauben, dass wir das durchgehen lassen, werden sie sich täuschen."

Auch Russland und Frankreich warnten Nordkorea eindringlich davor, einen weiteren Atomtest durchzuführen. "Das wäre ein außerordentlicher Akt der Unvernunft", erklärte ein Sprecher des Pariser Außenamts.

Davor schon hatte Pjöngjang martialische Töne angeschlagen. Die von der UNO beschlossenen Sanktionen seien eine Kriegserklärung, verlautete aus dem nordkoreanischen Außenministerium. Man werde gegen jede Verletzung der Souveränität "gnadenlos zurückschlagen".

Japanischen Angaben zufolge deuten Bilder von US-Spionagesatelliten darauf hin, dass Nordkorea einen zweiten Test plant. Darauf sollen vorbereitende Aktivitäten nahe der Stadt P'unggyue zu sehen sein, wo schon die erste nukleare Zündung am 9. Oktober stattgefunden hatte.

US-Außenministerin Condoleezza Rice wurde am Dienstagabend in Tokio zu einer umfassenden Runde regionaler Gipfeldiplomatie erwartet. Bei ihrer Asienreise will Rice die Einhaltung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea einmahnen. Der Sicherheitsrat habe "beispiellose Strafen" gegen die Kim-Diktatur verhängt, die "jedes Land in der Welt" umsetzen müsse, sagte Rice vor ihrem Abflug.

Japan und Australien bereiten derzeit schärfste Sanktionen vor. Tokio, das seine Häfen bereits für nordkoreanische Schiffe gesperrt hat, erwägt auch, seine Marine auf offener See zur Aufbringung verdächtiger Lieferungen an Pjöngjang zu bevollmächtigen.

Als unsicherer Kantonist galt zuletzt China. Doch Nachrichtenagenturen berichten, dass nun auch die Zollkontrollen an der chinesisch-nordkoreanischen Grenze nahe der Stadt Dangdong spürbar verschärft wurden. Bisher wurden an diesem Übergang, den 80 Prozent aller Lieferungen nach Nordkorea passieren, Transporte unbesehen durchgewinkt. Auch haben chinesische Grenzsoldaten damit begonnen, entlang der 1420 Kilometer langen Grenze Drahtzäune aufzubauen. Zum Schutz vor Schmuggel - und vor allem vor Flüchtlingen, falls das nordkoreanische Regime kollabiert.

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