Pakistan: "Bin Laden wurde kaltblütig erschossen"

Pakistan Laden wurde kaltbluetig
Pakistan Laden wurde kaltbluetig
  • Drucken

Während Pakistan schwere Vorwürfe erhebt, behauptet eine US-Senatorin, der al-Qaida-Chef hätte vor seiner Tötung nach einer Waffe gegriffen.

Pakistan erhebt schwere Vorwürfe gegen die USA: Das auf Osama bin Laden angesetzte US-Kommando habe den unbewaffneten al-Qaida-Chef und vier seiner Vertrauten kaltblütig erschossen, erklärten zwei mit den Ermittlungen betraute Vertreter pakistanischer Sicherheitsbehörden am Donnerstag.

"Die Bewohner des Hauses waren unbewaffnet. Es gab keinen Widerstand", hieß es. Damit widersprachen die pakistanischen Sicherheitsbeamten US-Darstellungen, mehrere Bewohner der Anlage in der Stadt Abbottabad seien bewaffnet gewesen und einer habe das Feuer auf die Spezialeinheit eröffnet.

"Es gab kein Feuergefecht", sagten die pakistanischen Behördenvertreter am Donnerstag. Beweise legten sie nicht vor. Allerdings haben die Sicherheitskräfte die überlebenden Bewohner der Anlage festgenommen und verhört. Von Reuters erworbene Fotografien aus dem Gebäude zeigen Nahaufnahmen von drei Männern in Blutlachen. Waffen sind nicht zu erkennen. Die Aufnahmen wurden von einem Mitglied pakistanischer Sicherheitskräfte kurz nach Ende des US-Einsatzes gemacht.

"Bin Laden wollte nach Waffe greifen"

Die USA haben am Donnerstag erneut ihre Darstellung der Geschehnisse abgewandelt: Dianne Feinstein, Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US-Senat, behauptete gegenüber CNN, dass Bin Laden unmittelbar vor seiner Tötung nach einer Waffe greifen wollte. "Da kann man kein Risiko ein", so Feinstein.

Ursprünglich hatten Mitarbeiter der US-Regierung erklärt, Bin Laden sei bewaffnet gewesen und es habe ein 40-minütiges Gefecht gegeben. Später räumte ein Sprecher des Präsidialamtes ein, Bin Laden sei unbewaffnet gewesen, habe sich aber gewehrt. Dann hieß es, er habe "bedrohliche Bewegungen" gemacht.  Die "New York Times" meldete, nur der Kurier des al-Qaida-Chefs habe aus einem Gästehaus heraus geschossen und das Gefecht sei "extrem einseitig" gewesen.

Pakistan droht USA mit Ende der Zusammenarbeit

Pakistan hat den USA am Donnerstag auch mit einer Aufkündigung der Zusammenarbeit gedroht. Man werde die Kooperation im Antiterror-Kampf überdenken, sollte es noch einmal zu einem Kommando-Einsatz auf seinem Hoheitsgebiet kommen, teilte die Armee mit. Außerdem würden Untersuchungen eingeleitet, warum dem Geheimdienst der jahrelange Aufenthalt des meist gesuchten Mannes der Welt in Pakistan verborgen bleiben konnte.

Offenkundig unter Anspielung auf den Rivalen Indien warnte der Staatssekretär im pakistanischen Außenministerium, Salman Bashir, vor weiteren Einsätzen ausländischer Mächte auf heimischen Territorium. Wenn ein Land glaube, es könne die USA nachahmen, dann schätze es die Lage in Pakistan völlig falsch ein, sagte er am Donnerstag in Islamabad. "Das würde zu einer Katastophe führen." Der Diplomat reagierte damit auf Aussagen ranghoher indischer Militärs. Diese hatten erklärt, auch Indien könne einen gezielten Militäreinsatz gegen Extremisten im Nachbarland führen.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.