USA holen zum Todesstoß gegen al-Qaida aus

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Präsident Barack Obama macht nun Druck auf Pakistan: Er will Osama bin Ladens Hilfsnetzwerk zerreißen. „Es werden Köpfe rollen“, versichert Pakistans US-Botschafter den Verbündeten in den Vereinigten Staaten.

Washington. Husain Haqqani geht in Washington momentan durchs politisch-mediale Fegefeuer. Wo er auch auftritt, muss sich Pakistans US-Botschafter knallharte Fragen über die Rolle seines Landes als möglicher Protektor Osama bin Ladens gefallen lassen: Entweder sei Pakistan involviert oder inkompetent gewesen, lautete die Schlussfolgerung von CIA-Chef Leon Panetta. Um ein Informationsleck zu vermeiden, war die Regierung in Islamabad von vornherein nicht in den Plan zur Ergreifung bin Ladens eingeweiht.

In einem ausführlichen Interview mit „60 Minutes“, dem angesehenen TV-Magazin von CBS, äußerte nun auch Präsident Barack Obama seine Zweifel. Auf irgendeine Weise müsse es ein Hilfsnetzwerk für den Terrorpaten in Pakistan gegeben haben – die Frage sei lediglich, ob inner- oder außerhalb der Regierung. „Das müssen wir – und noch wichtiger –, das muss Pakistan untersuchen.“

Zumindest bei Haqqani zeigte der massive Druck der vergangenen Woche Wirkung. „Es werden Köpfe rollen“, versicherte er den US-Verbündeten. Sollte sich der Verdacht erhärten, dass bin Laden Unterstützung erhalten habe, werde es „null Toleranz“ geben.

„Die längsten 40 Minuten“

Vorerst konzentrieren sich die Begehrlichkeiten Washingtons auf die Frage, ob CIA-Agenten die drei bin-Laden-Witwen verhören dürfen, die sich in pakistanischem Gewahrsam befinden. Vor acht Jahren hatte Pakistan den USA die Einvernahme des Atomwissenschaftlers Abdul Qadeer Khan verweigert. Das Hirn des pakistanischen Atomwaffenprogramms hatte Daten an Nordkorea, den Iran und an Libyen verkauft.

Die Beziehungen zwischen den USA und Pakistan sind also nicht erst seit dem jüngsten Zwischenfall äußerst angespannt. Zugleich würdigten Obama und seine Vertreter den Beitrag Pakistans im Antiterrorkrieg. „Wir haben nirgendwo so viele Terroristen getötet wie auf pakistanischem Boden.“

In dem Interview mit „60 Minutes“ gab der Präsident Einblick in den Ablauf der Kommandoaktion „Geronimo“ und seine einsame Entscheidung: „Es waren einige der längsten 40 Minuten meines Lebens.“ Die Chancen für einen Erfolg habe er selbst nur mit 55Prozent beziffert. Womöglich, so seine Sorge, würde man nur einen „Prinz von Dubai“ aufstöbern. Unbehagen an der Rechtmäßigkeit der Tötung bin Ladens, wie sie in Europa grassiert, wischte er beiseite. Wer daran zweifle, dass die USA das Recht dazu hätten, sei ein Fall für die Ärzte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2011)

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