"Wenn er exekutiert wurde, dann verletzt das internationales Recht", schreiben die Söhne des Terrorchefs. Pakistan gestattet unterdessen den USA die Einvernahme von Bin Ladens Wittwen.
Die Söhne des getöteten al-Qaida-Chefs Osama Bin Laden erwägen rechtliche Schritte. "Wenn er, wie in den Medien berichtet, exekutiert wurde, dann verletzt das internationales Recht", schreibt Omar bin Laden auch im Namen seiner Brüder in einem Statement an die "New York Times". Er fordert die Vereinten Nationen auf, alle offenen Fragen über den Tod ihres Vaters zu klären. "Andernfalls wären wir gezwungen, den Internationalen Strafgerichtshof anzurufen."
Die US-Amerikaner hätten durch ihr mutmaßliches Vorgehen auch die Werte verletzt, auf die westliche Gesellschaften aufbauen würden. Selbst Iraks gestürztem Diktator Saddam Hussein und Kriegsverbrecher Slobodan Milošević sei der Prozess gemacht worden. Gleichzeitig zweifeln Bin Ladens Söhne in dem Statement an, ob ihr Vater tatsächlich getötet wurde: "Wir haben noch keine Beweise gesehen."
Verhör-Team stand bereit
Die USA versuchen unterdessen, den Verdacht einer reinen "Kill Mission" abzuschwächen. Nach Angaben von leitenden US-Beamten seien die Navy Seals mit drei Teams ausgerückt, darunter auch ein Verhör-Team, das Bin Laden befragen sollte, für den Fall dass er sich widerstandslos verhaften lässt. Die Verhöre hätten auf einem Schiff stattfinden sollen.
Während Bin Laden nicht mehr verhört werden kann, werden die USA die Witwen des Terrorchefs befragen. Pakistan hat dafür die Erlaubnis erteilt. "Wir haben keine Einwände", erklärte Pakistans Innenminister Rehman Malik am Mittwoch. In den Medien war zuvor über einen Streit zwischen den USA und Pakistan über eine Einvernahme der Witwen spekuliert worden.
Geheimvertrag zwischen USA und Pakistan
Wie der "Guardian" zuletzt berichtete, dürfte Pakistan den USA aber in den vergangenen Jahren hilfreicher gewesen sein als bisher bekannt: Demnach wurde bereits Ende Ende 2001 ein Geheimabkommen unterzeichnet, wonach die USA jederzeit ohne Genehmigung in Pakistan zuschlagen dürfen, um Bin Laden zu schnappen. Im Gegenzug sei Islamabad zugesichert worden, jeden US-Einsatz als Verletzung seiner staatlichen Souveränität beklagen zu dürfen. Im Jahr 2008 soll das Abkommen erneuert worden sein.
Neues Ungemach droht aus dem Jemen: Der dort beheimatete al-Qaida-Ableger droht den USA mehr als eine Woche nach dem Tod Bin Ladens in einer Internetbotschaft: "Was kommt ist größer und härter, was euch blüht ist heftiger und schlimmer." Bin Laden hätte den Kampf nicht alleine geführt: "Sagt den Amerikanern, dass die Glut des Heiligen Krieges stärker und heller als zu Lebzeiten des Scheichs brennt."
(Red.)