Jagd auf Homosexuelle in Split

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Symbolbild(c) EPA (Peter Kollanyi)
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Toleranz hat im Vorhof der Europäischen Union einen schweren Stand: Eine kleine Parade von Homosexuellen in der Innenstadt der kroatischen Hafenstadt Split wurde von einem gewaltätigen Mob heftig attackiert.

Split. Die Kommentatoren des Rundfunks im kroatischen Split waren sich nach den Angriffen auf eine Parade von Schwulen und Lesben in der Spliter Innenstadt am Samstag in einer Frage ziemlich einig: In besorgtem Ton stellten sie die Frage, ob die gewalttätige Gegendemonstration von tausenden Personen das „Image“ der kroatischen Hafenstadt und Kroatiens insgesamt beschädigt hat. Woran es nach den in ganz Europa verbreiteten Fernsehbildern kaum Zweifel gibt.

Es waren eindrückliche Bilder von dem kleinen Häuflein der Homosexuellenbewegung, das auf der Hafenpromenade demonstrierte, während sich in den Seitenstraßen Tausende von Menschen versammelt hatten, um mit Schmährufen, Hassreden, mit Steinen, Feuerwerkskörpern und anderen Gegenständen gegen die Demonstration vorzugehen. Nur ein dichter Polizeikordon verhinderte direkte Übergriffe, 140 Gegendemonstranten wurden festgenommen. Dennoch sprachen die Veranstalter der Homosexuellen-Demo von Verfehlungen der Polizei. Sie habe zu spät eingegriffen.

„Ein Tag der Schande“

Dass es kurz nach der Empfehlung des EU-Kommissionspräsidenten, José Manuel Barroso, Kroatien im Sommer 2013 als 28. EU-Mitglied in die Union aufzunehmen, zu dem Angriff auf knapp 200 Schwulen und Lesben kam, wirft in der Tat keine gutes Licht auf die Stadt und das Land. Eine tiefere Auseinandersetzung über das Problem der Akzeptanz von sexuellen und anderen Minderheiten hat bisher – außer in einschlägigen Intellektuellenzirkeln – nicht stattgefunden. Immerhin verurteilten der kroatische Staatspräsident und die Premierministerin die Angriffe auf die Homosexuellenparade. Von einem „Tag der Schande“ schrieb die Zeitung „Jutarnji List“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2011)

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