Obama bestätigt Truppenabzug aus Afghanistan

Bis 2012 ziehen die USA 33.000 Soldaten aus Afghanistan ab
Bis 2012 ziehen die USA 33.000 Soldaten aus Afghanistan ab(c) REUTERS (Baz Ratner)
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Noch in diesem Jahr sollen 10.000 Soldaten in die USA zurückkehren, sagte der US-Präsident. Auch Frankreich wird einen Truppenabzug einleiten.

Nach fast zehn Jahren Krieg in Afghanistan leiten die USA in wenigen Tagen ihren Abzug aus dem Land ein. Noch in diesem Jahr sollen 10.000 Soldaten in die Heimat zurückkehren, wie Präsident Barack Obama am Mittwoch in einer Rede ankündigte. Der Abzug beginnt demnach bereits am 1. Juli und damit gleichzeitig mit dem von der NATO angekündigten Beginn der Übergabe der Sicherheitsverantwortung an einheimische Kräfte.

Im kommenden Jahr soll die US-Truppe den Worten Obamas zufolge dann um weitere 23.000 Soldaten verringert werden, und zwar bis Ende des Sommers. Der Umfang des Abzugs von insgesamt 33.000 Einsatzkräften entspricht der Verstärkung, die der demokratische Regierungschef im vergangenen Jahr nach Afghanistan geschickt hat, um den aufständischen Taliban den entscheidenden Schlag zu versetzen. Die Erfolge im Kampf gegen die Aufständischen und das Terrornetzwerk Al-Kaida sowie Fortschritte beim Aufbau der einheimischen Sicherheitskräfte würden die Verringerung der US-Präsenz jetzt erlauben, sagte der Präsident. "Wir starten diese Absenkung von einer Position der Stärke aus."

Frankreich will ebenfalls abziehen

Auch Frankreich leitet den Truppenabzug aus Afghanistan ein. Angesichts der erzielten Fortschritte werde man mit einem schrittweisen Abzug der Kräfte beginnen, ließ Präsident Nicolas Sarkozy am Donnerstag mitteilen. Er solle nach einem ähnlichen Zeitplan wie der der Amerikaner erfolgen und diesem auch von der Größenordnung prozentual entsprechen. "Frankreich wird mit seinen Verbündeten weiter voll engagiert bleiben, um an der Seite des afghanischen Volkes den Übergangsprozess zu Ende zu bringen", bekräftigte Sarkozy. Frankreich hat derzeit rund 4000 Soldaten im Afghanistaneinsatz.

Entscheidung für Teilabzug in USA umstritten

Die Entscheidung ist umstritten. Verteidigungsministerium und Militär haben davor gewarnt, durch einen überstürzten Abzug die erzielten Fortschritte am Hindukusch zu gefährden. Verteidigungsminister Robert Gates jedoch, der sich zuvor für einen zurückhaltenderen Abzug ausgesprochen hatte, stellte sich am Mittwoch hinter den Präsidenten. Die US-Armee habe "ausreichend Ressourcen, Zeit und Flexibilität", um den Einsatz zu einem "erfolgreichen Ende" zu bringen.

Andererseits steht Obama unter Druck, durch Einsparungen einen spürbaren Beitrag zur Beherrschung der rekordhohen Schulden zu leisten. Die Verhandlungen über einen Schuldenabbau mit den Republikanern befinden sich derzeit in der Endphase.

Deutschland begrüßt US-Pläne

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle hat die Pläne der USA begrüßt. Zu Beginn eines Besuchs im Sudan sprach Westerwelle  von einem "klaren Bekenntnis der USA zu der international vereinbarten Strategie". Deutsches Ziel bleibe es, zum Ende dieses Jahres mit dem Abzug der Bundeswehr beginnen zu können. Auf eine konkrete Angabe zur Zahl der deutschen Soldaten, die Afghanistan dann verlassen können, legte sich der FDP-Politiker weiterhin nicht fest.

Nach der US-Entscheidung, die der britische Premierminister David Cameron begrüßte, hat er seine Pläne bekräftigt, die 9000 Soldaten seines Landes bis 2015 aus Afghanistan abzuziehen. Auch die britische Truppenstärke werde ständig überprüft. "Es wird 2015 in Afghanisatn keine britischen Truppen mit Kampfaufgaben mehr geben", sagte der Premierminister.

Australien will an seinen Plänen festhalten und seine 1.500 Mann starke Truppe in Afghanistan vorerst nicht abziehen, sagte Premierministerin Julia Gillard. Die australischen Soldaten blieben wie geplant bis 2014 vor Ort, um afghanische Soldaten auszubilden, sagte Gillard vor der Presse in Canberra.

(APA)

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