Der Südsudan hat sich in die Unabhängigkeit verabschiedet. Für Christen im Norden könnte sich deshalb die Lage zuspitzen.
Am Wochenende hat sich der Südsudan vom Norden losgesagt und als 194. Staat die Weltbühne betreten. Im Norden, dem muslimisch geprägten Sudan, dürfte sich die Situation für Christen deshalb weiter verschärfen.
Es gebe Anzeichen, dass der muslimisch geprägte Norden nun nicht länger Rücksicht auf andere Ethnien und Religionen nehmen werde, die vor allem im Süden anzutreffen waren. Es könnte sogar die Scharia durchgesetzt werden, erklärte "Open Doors"-Afrika-Menschenrechtsreferent Daniel Ottenberg im Gespräch mit Radio Vatikan, wie Kathpress meldet.
Aussagen des nordsudanesischen Präsidenten Omar al-Bashir wiesen zumindest in diese Richtung. Berichte von Übergriffen auf Christen oder andere Minderheiten gebe es derzeit jedoch keine.
Flüchten Christen aus dem Norden?
Ottenberg will auch nicht ausschließen, dass sich Hunderttausende Christen aus dem Norden auf die Flucht in Richtung Südsudan begeben könnten, so Ottenberg. Andere Berichte sprächen davon, dass bereits 75 Prozent der katholischen Christen geflohen seien.
Bisher hätten die Christen im Norden, etwa in Khartum, eine "gewisse Freiheit" in ihrem Glauben ausleben dürfen und auch Kirchen errichtet. Bei ihnen handle es sich vor allem um Arbeitsmigranten aus dem Süden, die nun die Heimreise antreten würden. Eine solche Fluchtbewegung dürfte weitere Probleme etwa am ohnedies angespannten südsudanesischen Arbeitsmarkt mit sich bringen.
Differenziert müsse man laut Ottenberg das Problem der Gewalt gegen Minderheiten und insbesondere gegen Christen betrachten. Diese sei nicht immer religiös begründet bzw. als "Christenverfolgung" aufzufassen. Es gebe weiterhin starke Grenzkonflikte, und in diesen Grenzregionen sympathisierten viele Christen mit der Befreiungsarmee und gerieten so auch ins Visier von militärischen Gewaltakten.
(APA)