USA starten Truppenabzug aus Afghanistan

(c) AP (David Goldman)
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Die US-Armee hat mit dem Abzug ihrer Einheiten aus dem Land am Hindukusch begonnen. 650 Soldaten wurden ausgeflogen. Laut Armeeangaben ist es der erste ersatzlose Abzug von US-Truppen.

Rückkehr in die USA: Wie von Präsident Barack Obama angekündigt, hat die US-Armee hat mit dem Abzug ihrer Einsatztruppen aus Afghanistan begonnen. 650 Soldaten wurden bereits ausgeflogen. Bei ihnen soll es sich um Angehörige der Nationalgarde von Iowa handeln. Wie das US-Militär mitteilte, waren die Einsatzkräfte in der Provinz Parwan nordwestlich von Kabul stationiert. Sie hätten Afghanistan in den vergangenen Tagen verlassen und würden nicht durch neue Einheiten ersetzt.

Truppen werden nicht nachbesetzt

Obama hatte Mitte Juni angekündigt, bis zum Sommer kommenden Jahres, 33.000 von derzeit rund 100.000 US-Soldaten aus Afghanistan zurück zu holen. Noch in diesem Jahr soll der Truppenumfang um 10.000 schrumpfen. Insgesamt stehen mehr als 140.000 ausländische Soldaten unter dem Kommando der Nato-Schutztruppe Isaf. Bis zum Jahr 2014 sollen alle ausländischen Soldaten das Land verlassen haben.

Damit handelt es sich, laut Armeesprecher Michael Wunn, um den ersten ersatzlosen Abzug von US-Truppen seit der Rückzugsankündigung. Erst im Juni hätte die Soldaten erfahren, dass sie nicht durch nachrückende Einheiten ersetzt werden. Als nächstes sollen Marineinfanteristen aus der südlichen Unruheprovinz Helmand abgezogen werden. Diese gilt als Hochburg der radikalislamischen Taliban.

Angespannte Sicherheitslage

Indes häufen sich in den USA Diskussionen über die Zukunft des Einsatzes. Vor allem nach der Erschießung von al-Quaida-Chef Osama Bin Laden Anfang Mai in seinem Versteck in Pakistan wurden Forderungen nach einer Beschleunigung des geplanten Truppenabzugs laut. Es gebe nun keinen Grund mehr für die hohe Zahl der in Afghanistan stationierten US-Soldaten, hieß es aus der Bevölkerung.

Auch die steigende Zahl der zivilen Todesopfer in Afghanistan treibt die Diskussionen an: Im ersten Halbjahr 2011 seien 15 Prozent mehr Zivilisten getötet worden als im Vorjahreszeitraum, teilte die UNO-Mission in Kabul mit. Weiters habe es mehr zivile Opfer bei Nato-Luftangriffen gegeben. Erst am Dienstag erfolgte der Mord an dem Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai, Ahmed Wali Karzai durch die Taliban-Aufständischen. Auf ihn folgten abermals zahlreiche Anschläge mit vielen Toten - ein Indiz für die angespannte Sicherheitslage im Land.

Nato: "Lückenlose Bewertung des Einsatzes"

Die Nato hat bereits eine Untersuchung zum Tod von sechs Zivilisten angekündigt, die bei einem Einsatz in der ostafghanischen Provinz Khost getötet worden sein könnten. Die internationalen Truppen nähmen alle Anschuldigungen zum Tod von Zivilisten "ernst", erklärte die Isaf am Freitag. Sie werde daher eine "lückenlose Bewertung" des Einsatzes vornehmen.

Präsident Karzai hatte zuvor eine Untersuchung des Nato-Einsatzes durch die örtlichen Behörden angeordnet. Nach Angaben der Provinzregierung wurden bei dem Einsatz am Donnerstag sechs Zivilisten getötet, unter ihnen auch ein elfjähriges Mädchen.

(Ag./Red.)

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