In den letzten drei Jahrzehnten gab es in Nordeuropa drei bedeutendere Attentate - alle in Schweden.
Der nordische Raum mit Dänemark, Schweden und Norwegen (diese drei bilden Skandinavien) sowie Finnland gilt (abgesehen von Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg) seit Mitte des 18. Jahrhunderts quasi als Hort des Friedens. Vor allem ist Terror aus politischen Motiven in diesen Staaten seit langer Zeit praktisch unbekannt, und auch der internationale Terror hat die Region bisher gemieden. Für Aufsehen sorgten in jüngerer Vergangenheit:
► 11. Dezember 2010: In Stockholm sprengt sich ein Selbstmordattentäter in einer Fußgängerzone in die Luft. Dass nur er stirbt, ist dem Umstand zu verdanken, dass der Sprengstoff nur teilweise detoniert. Zuvor ist in der Nähe sein Auto explodiert, zwei Passanten werden verletzt. Der Mann war Islamist, er soll Terrorcamps in Pakistan besucht haben.
► 10. September 2003: Schwedens Außenministerin Anna Lindh wird in einem Stockholmer Kaufhaus von einem Mann mit einem Messer schwer verletzt. Sie stirbt am Tag danach. Der vermutlich geistesgestörte Täter wird zu lebenslanger Haft verurteilt.
► 28. Februar 1986: Schwedens Ministerpräsident Olof Palme wird auf offener Straße in Stockholm erschossen. Er war mit seiner Frau zu Fuß und ohne Leibwächter unterwegs. Der Fall ist bis heute ungeklärt.
Das übrige Europa wurde in den vergangenen Jahrzehnten hingegen oft von Anschlägen heimgesucht, etwa durch den Terror der baskischen Befreiungsorganisation „ETA" in Spanien oder durch die katholische nordirische Befreiungsarmee IRA. Vor allem dominierte zuletzt aber der islamistische Terror:
► 11. März 2004: In Madrid explodieren in Pendlerzügen zehn Bomben. 191 Menschen sterben, fast 1700 werden verletzt. Dieser Anschlag war die schwerste Moslem-Attacke in Europa, sie wurde vermutlich von militanten Islamisten in Pakistan geplant. 21 Personen wurden 2007 im Zusammenhang mit dem Anschlag verurteilt. Drei Wochen nach dem Attentat töteten sich sieben Terroristen selbst durch Bomben, während die Polizei ihre Wohnung belagerte. Die Gewaltakte haben vor allem das Ausscheren Spaniens aus der US-geführten „Koalition der Willigen" zur Folge, deren Truppen nach dem Krieg gegen den Irak 2003 und dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein versuchten, den Irak zu befrieden: Spanien zieht seine Streitkräfte von dort ab.
► 7. Juli 2005: Vier Selbstmordattentäter sprengen sich im Londoner Frühverkehr in der U-Bahn und in einem Bus. Sie reißen 52 Menschen mit in den Tod und verletzen rund 700. Zwei Wochen später scheiterten vier weitere Terroristen beim Versuch, sich in einer zweiten Welle von Anschlägen in London in die Luft zu sprengen.
Oft blieb es aber auch beim Versuch: Im Dezember 2009 wurden zehn Pakistani und ein Inder in Spanien zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, weil sie im Jahr 2008 Selbstmordanschläge auf die U-Bahn in Barcelona versucht hatten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2011)