Islamgegner Geert Wilders am Pranger

(c) AP (Robin Utrecht)
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Der wortgewaltige Rechtspopulist wird in Anders Breiviks Manifest mehrmals lobend erwähnt. Dies nützen seine politischen Gegner nun weidlich aus. Die Kritik an Wilders kommt vor allem von links.

Den haag. Mehrmals hat sich Geert Wilders vom norwegischen Massenmörder Anders Behring Breivik in schärfster Form distanziert, es hat ihm nichts genützt: In den Niederlanden ist eine heftige Debatte über eine mögliche politische Mitverantwortung des Islamgegners ausgebrochen.

Die Kritik an Wilders und der von ihm gegründeten „Partei für die Freiheit“ kommt vor allem von links: Sozialdemokraten-Chef Job Cohen rief Wilders dazu auf, sich in seiner Wortwahl und seiner Kritik am Islam zu mäßigen. Der Grünen-Abgeordnete Tofik Dibi forderte eine Sonderdebatte im Haager Parlament. Dibi sagte zwar, Wilders sei „persönlich dafür nicht verantwortlich“. Aber es gebe „viele Berührungspunkte zwischen Breivik und Wilders“. Sie hätten „die gleiche Angstrhetorik, die gleiche Kritik an den Sozialdemokraten und machen die gleichen historischen Vergleiche“, behauptet Dibi. Er will Wilders daher im Parlament „scharf“ befragen.

Dieser ist ganz und gar nicht glücklich darüber, im wirren, 1500 Seiten starken Manifest Breiviks mehrmals positiv zitiert zu werden: „Der Mann ist ein Wahnsinniger, ein Psychopath. Mir wird speiübel, wenn ich lese, dass Breivik in seinem Manifest meinen Namen nennt, ich verabscheue ihn. Wir glauben an die Kraft des Wortes und die von freien Wahlen, nicht an Bomben und Pistolen. Wir sind solidarisch mit dem norwegischen Volk und trauern mit ihm.“

Auch in Belgien schlägt der Massenmord von Norwegen hohe Wellen: Zwar steht dort Filip Dewinter, Gallionsfigur des rechtsradikalen und ausländerfeindlichen „Vlaams Belang“ (VB), noch nicht so am Pranger wie Wilders in den Niederlanden. Doch Dewinter, dessen VB etwa in der Migrationspolitik noch radikaler ist, ging inzwischen ebenfalls in die Offensive: „Breivik ist kein Produkt der extremen Rechten. Er ist ein einsamer Psychopath“, erklärte Dewinter, und weiter: „Wir bieten ein demokratisches Ventil für den Unfrieden in der Bevölkerung über die wachsende Islamisierung. Gäbe es uns nicht, fürchte ich, dass es noch öfter zu solchen Exzessen wie jetzt in Norwegen kommen könnte.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2011)

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