Breivik war zwei Mal kurz in Österreich

Terror Norwegen Breivik passierte
Terror Norwegen Breivik passierte(c) REUTERS (STOYAN NENOV)
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Der Attentäter soll auf dem Weg nach Weißrussland Österreich passiert haben. Zu seine Anschlagszielen zählte offenbar auch der Königspalast.

Der Attentäter von Norwegen, Anders Behring Breivik, soll nach einem russischen Medienbericht zumindest zweimal kurz auf österreichischem Territorium gewesen sein. Mit Berufung auf die weißrussischen Grenzbehörden meldete das russische Nachrichtenportal "gazeta.ru", dass Breivik 2005 für rund eine Woche Weißrussland (Belarus) besucht habe. Zum Flug von und nach Minsk habe er die Route über Wien genommen und sei daher am 4. und am 11. März als Transitpassagier kurz auf dem Flughafen Wien-Schwechat gewesen.

Demnach wollte er in Weißrussland Wikingergräber besuchen und interessierte sich auch für die Geschichte des Akw-Unglücks von Tschernobyl. Er habe sich bei seinem Weißrussland-Besuch besonders vor radioaktiv verseuchtem Essen gefürchtet und immer wieder danach gefragt, erinnerte sich eine Reiseleiterin im Gespräch mit "gazeta.ru".

Weißrussischer Politiker: Breivik war beim KGB

Unterdessen behauptete ein weißrussischer Politiker, Breivik habe vom Geheimdienst in Weißrussland militärisches Training erhalten. Der Oslo-Attentäter sei insgesamt dreimal in seinem Land gewesen, sagte Michail Reschetnikow von der regimetreuen Weißrussischen Patriotenpartei (BPP). Sein Deckname beim weißrussischen KGB sei "Wiking" gewesen.

Ein von "gazeta.ru" zitierter politischer Kommentator zeigt sich dagegen skeptisch bezüglich Reschetnikows Behauptungen. Schließlich habe ja auch der mutmaßliche Mörder von US-Präsident John F. Kennedy, Lee Harvey Oswald, eine Zeitlang in Minsk gelebt und gearbeitet, erinnert Viktor Demidow.

Österreich im "Manifest"

In seinem 1500 Seiten langen "Manifest" hatte Breivik nicht erwähnt, jemals für längere Zeit als Tourist in Österreich gewesen zu sein. Gleichzeitig widmete er der zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683, von der er vermutlich auch die Jahreszahl seiner "Unabhängigkeitserklärung" (2083) abgeleitet hat, ausführliche Passagen und dankte den "Brüdern und Schwestern" aus Österreich.

Breivik hatte am 22. Juli zunächst einen Bombenanschlag auf ein Regierungsgebäude in Oslo verübt und anschließend auf der Insel Utöya zahlreiche Teilnehmer eines Jugendsommerlagers der norwegischen Sozialdemokraten erschossen. Die Zahl seiner Opfer beläuft sich mittlerweile auf 77. Der 32-Jährige befindet sich in Untersuchungshaft.

Laut einem Zeitungsbericht hat er auch Anschläge auf den norwegischen Königspalast und den Sitz der regierenden Arbeiterpartei geplant. Breivik habe während seines Verhörs gesagt, auch diese Gebäude seien auf der Liste seiner Anschlagsziele gestanden, zitierte die norwegische Boulevardzeitung "Verdens Gang" ("VG") am Samstag Staatsanwalt Paal-Fredrik Hjort Kraby. Für den Freitag vergangener Woche habe er aber allein die Angriffe auf den Regierungssitz in Oslo und das Jugendcamp der Arbeiterpartei auf der Insel Utöya vorgesehen.

Den Königspalast habe Breivik nach eigenen Angaben wegen seiner symbolischen Bedeutung als Ziel anvisiert, sagte Hjort Kraby der Zeitung. Die Parteizentrale habe er wegen des Beitrags der Regierungspartei zu einer multikulturellen Gesellschaft angreifen wollen. "Ich möchte die Zahl oder die Art der Ziele, die er im Kopf hatte, nicht kommentieren", sagte der Staatsanwalt. Es handle sich um "offensichtliche Ziele für einen Terroristen, und der Gedanke ist, die Regierung zu treffen".

(Ag.)

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