Nach dem Grenzstreit mit Serbien soll ein österreichisch-deutsches Bataillon die internationale Schutztruppe KFOR verstärken.
Mit der Golan-Mission endet einer der wichtigsten Auslandseinsätze des österreichischen Bundesheers. Doch auch abseits der Waffenstillstandslinie zwischen Syrien und Israel ist das Bundesheer dick im "Friedensgeschäft". Seit dem Jahr 1960 nimmt es weltweit an friedenserhaltenden internationalen Einsätzen teil, wenngleich der Fokus in erster Linie auf den Balkan und Nahost gerichtet ist. Insgesamt befinden sich nach aktuellen Zahlen des Ministeriums derzeit mehr als 1240 österreichische Soldaten im Auslandseinsatz. Ein Überblick.
Im Jahr 1973 wurden 720 Mann auf die Golanhöhen geschickt. Zuletzt 378 österreichische Blauhelme als Teil der UNDOF-Truppen am Golan stationiert. Die Alpenrepublik stellte damit das mit Abstand größte Kontingent der 1000 UN-Blauhelme umfassende Mission zur Sicherung der Waffensillstandslinie zwischen Syrien und Israel. Doch wegen der zuletzt eskalierenden Gewalt in der Pufferzone wurden nun alle österreichischen Soldaten abgezogen. Österreichisches Bundesheer
Am stärksten vertreten ist das Bundesheer derzeit im Kosovo, wo das österreichische Kontingent inklusive Verstärkungsbataillon mehr als 350 Soldaten umfasst. Österreich ist damit in der NATO-geführten KFOR-Mission zur Unterstützung des Wiederaufbaus der Region stärkster Truppensteller außerhalb des nordatlantischen Bündnisses. AP (Martin Gnedt)
Österreich ist größter Truppensteller bei der EU-geführten EUFOR/ALTHEA-Mission in Bosnien. Das Bundesheer stellt aktuell 314 Soldaten und den Truppenkommandanten, die eine friedliche Entwicklung in dem Balkanstaat sichern soll. APA (Bundesheer Dragan Tatic)
Im Rahmen der UNIFIL-Mission sind derzeit 160 Soldaten im nördlich von Israel gelegenen Libanon stationiert. Das Bundesheer beteiligt sich seit November 2011 an dem UNO-Einsatz. die rot-weiß-roten Blauhelme kümmern sich vor allem um die Logistik. Der Einsatz in dem Krisenland, das zunehmend in den Sog des Syrien-Bürgerkriegs gerät, umfasst derzeit 12.000 Soldaten aus 35 Staaten. (c) APA (Herbert Pfarrhofer)
An der seit 1948 bestehenden UNO-Friedensmission zur Wahrung des Waffenstillstandes im Nahen Osten (UNTSO), der ältesten UNO-Friedensmission überhaupt, nimmt Österreich aktuell mit fünf Militärbeobachtern teil. (c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
Die jüngste Mission mit roßt-weiß-roter Beteiligung: Österreich hat im März ein Sanitätskontingent mit acht Bundesheer-Soldaten ins westafrikanische Bürgerkriegsland Mali entsendet. Es handelt sich dabei um eine EU-Trainingsmission für die regulären Streitkräfte Malis. Insgesamt beteiligen sich 16 EU-Staaten sowie Norwegen mit insgesamt 500 Mann an dem Einsatz. (c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
Auch in anderen Weltgegenden sind österreichische Soldaten an internationalen Einsätzen beteiligt - wenn auch in weitaus geringerem Umfang. In Afghanistan am Hindukusch sind für gewöhnlich drei österreichische Stabsoffiziere im Hauptquartier in Kabul stationiert.
In Georgien nimmt Österreich derzeit mit fünf Vertretern an der EU-Beobachtermission (EUMM) zur Überwachung teil. Aufgabe ist die Überwachung des georgisch-russischen Waffenstillstandes in der Kaukasusregion. Das österreichische Bundesheer ist aktuell außerdem in Kroatien (1 Soldat), dem Kongo (1) der Westahara (2) und Zypern (5) anzutreffen.Bild: Georgische Soldaten mit der Flagge.
Wo Österreichs Soldaten stationiert sind
Wegen der Grenzstreitigkeiten mit Serbien sollen rund 150 österreichische und 550 deutsche Soldaten in den kommenden Tagen die internationale Schutztruppe KFOR im Kosovo verstärken. Das gaben die Verteidigungsministerien in Berlin und Wien am Dienstag bekannt. Die Soldaten gehören dem gemeinsamen Bataillon "Operational Reserve Force" unter deutschem Kommando an. Dieses soll in den kommenden Tagen in den Kosovo verlegt werden.
Nato-Kommando fordert Soldaten an
KFOR-Mission
Das zuständige Nato-Kommando in Neapel habe am Montagabend die Entsendung zusätzlicher Soldaten angeordnet, heißt es im Verteidigungsministerium in Wien. Das Bundesheer entsendet neben einigen Stabsoffizieren eine Kompanie des Panzergrenadierbataillons 13 aus Ried im Innkreis in den Kosovo. Österreich habe sich im Rahmen der KFOR-Mission verpflichtet, im Krisenfall kurzfristig Soldaten zu entsenden, so das Ministerium - dieser Automatismus trete nun im Kraft.
Ob die Soldaten in die Nähe der umstrittenen Grenzposten im Norden des Kosovo verlegt werden sollen, war im Verteidigungsministerium auf Anfrage nicht zu beantworten. Dies hänge von der Lage und der Einschätzung des deutschen Bataillonskommandanten ab, sagte ein Sprecher.
Bisher hat Österreich rund 450 Soldaten und Deutschland 900 Soldaten im Kosovo im Einsatz. Die KFOR-Mission umfasst rund 5900 Personen aus 30 Staaten, davon 21 EU-Mitgliedsländer. Es war bisher geplant, die Präsenz von KFOR nach und nach in einzelnen Schritten zu vermindern. In den vergangenen Tagen war es zu Unruhen der serbischen Lokalbevölkerung im Norden des Kosovo sowie zu einer Auseinandersetzung zwischen den Regierungen in Belgrad und Priština gekommen.