Amnesty wirft Regime und Rebellen Folter vor

Amnesty wirft Regime und Rebellen Folter vor
Amnesty wirft Regime und Rebellen Folter vor(c) REUTERS (Goran Tomasevic)
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Amnesty International fordert von beiden Parteien die Anerkennung der Rechte der Gefangenen. Die UNO gibt 1,5 Milliarden Dollar aus Gaddafis Vermögen für humanitäre Zwecke frei.

Amnesty International wirft beiden Konfliktparteien in Libyen Folter vor. Die Menschenrechtsorganisation forderte am Freitag Regime wie Rebellen auf, die Rechte von Gefangenen anzuerkennen.

Amnesty beschuldigte die Truppen des langjährigen Diktators Muammar al-Gaddafi, gefangen genommene Burschen im Gefängnis Abu Slim in Tripolis seien von Wärtern vergewaltigt worden. Insgesamt seien während des Konflikts tausende Männer nach Festnahmen durch die Gaddafi-Truppen verschwunden, darunter auch unbewaffnete Zivilisten. Einige seien zuletzt freigekommen und hätten von Folter, schlechter Behandlung und Hinrichtungen in den Gefängnissen von Sirte und Tripolis berichtet.

Den Rebellen wiederum warf Amnesty vor, ihre Gefangenen unter äußerst problematischen Bedingungen festzuhalten. Beispielsweise würden 125 Menschen in einer einzigen Zelle eingesperrt, ohne dass sie sich dort hinlegen oder bewegen könnten. Ein 14-Jähriger gab an, ein Rebellenkämpfer habe ihm ins Knie geschossen und anschließend mit Gewehren verprügelt, nachdem er sich zuvor als Freiwilliger für die Gaddafi-Truppen gemeldet hatte. Zudem hielten die Rebellen zahlreiche angebliche Söldner Gaddafis aus Schwarzafrika fest, die nach eigenen Angaben jedoch Gastarbeiter seien, erklärte die Organisation. Die Rebellen hätten ihnen mit ihrer "Beseitigung" oder der Todesstrafe gedroht.

UNO gibt Gelder frei

Die Vereinten Nationen haben in der Nacht auf Freitag die Freigabe von 1,5 Milliarden Dollar (1,04 Milliarden Euro) aus dem eingefrorenen Auslandsvermögen des Gaddafi-Regimes beschlossen. Mit dem Geld soll eine humanitäre Krise in Libyen verhindert werden. Die Entscheidung fiel auf Druck der USA in einem Komitee des UNO-Sicherheitsrates für die Libyen-Sanktionen. Das Geld solle auch die finanzielle Position der Rebellenführung stärken und Libyens Wiederaufbau nach monatelangen schweren Kämpfen unterstützen, hieß es in New York.

Die Rebellen fordern die Freigabe weiterer im Ausland eingefrorener Gelder. Für die erfolgreiche Arbeit einer künftigen Regierung sei die Verfügbarkeit von Ressourcen unabdingbar, sagte Regierungschef Mahmoud Jibril. 

Nach Angaben von Diplomaten liegen etwa 30 Milliarden Dollar (knapp 21 Milliarden Euro) libyscher Auslandsguthaben auf Eis. Der Sicherheitsrat hatte vor einem halben Jahr scharfe Sanktionen gegen das Regime Gaddafi erlassen, darunter war auch das Einfrieren der Konten.

Britische Kampfjets beschießen Bunker in Sirte

Britische Kampfjets haben einen Bunker in Gaddafis Heimatstadt Sirte beschossen. Das teile das Verteidigungsministerium in London am Freitag mit. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass Gaddafi selbst zum Zeitpunkt des Angriffs in dem Bunker gewesen sei, hieß es in einem Bericht des Senders BBC. Mit dem Angriff habe man sicherstellen wollen, dass es keine andere Befehlszentrale des Regimes außerhalb der Hauptstadt Tripolis gebe.

Die libysche Rebellenregierung hat unterdessen mit der Verlegung ihres Sitzes von Bengasi in die umkämpfte Hauptstadt Tripolis begonnen. Das gab ein Sprecher des "Nationalen Übergangsrates" am Donnerstagabend bekannt. Acht Minister der Rebellenregierung waren zuvor in einem Hotel in Tripolis zu ihrer ersten Sitzung zusammengekommen.

(Ag./Red.)

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