Ai Weiwei geht mit Chinas Führung ins Gericht

Ai Weiwei geht mit Chinas Führung ins Gericht
Ai Weiwei geht mit Chinas Führung ins Gericht(c) Dapd (Joerg Koch)
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Erstmals nach seiner Entlassung kritisiert er Chinas mangelnden Kampf gegen Korruption, das Rechtssystem und die Politik gegenüber Wanderarbeitern.

Ende Juni wurde der chinesische Künstler und Dissident Ai Weiwei aus der Haft entlassen. Drei Monate später hat er erstmalig nach seiner Freilassung wieder die chinesische Regierung kritisiert. Im Internet warf er Chinas Führung vor, dass sie ihren Bürgern die Grundrechte verwehrt. Ai bestätigte am Montag der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Äußerungen auf der Internetseite des Magazins Newsweek tatsächlich von ihm stammen.

Die Hauptstadt Peking beschreibt der Künstler im Internet als "Stadt der Gewalt". Die Regierung geht Weiwei zufolge nicht genug gegen die wuchernde Korruption vor. Zudem bemängelte er das Rechtssystem und die Politik gegenüber den Wanderarbeitern.

Wanderarbeiter sind "Pekings Sklaven"

"Jedes Jahr kommen Millionen nach Peking, um Brücken, Straßen und Häuser zu bauen. Sie sind Pekings Sklaven", fragt sich Ai. "Wem gehören die Häuser? Denen, die zur Regierung gehören, den Bossen der Kohlekonzernen, den Chefs der großen Firmen. Sie kommen nach Peking, um Geschenke zu verteilen - und das Ergebnis ist, dass die Restaurants und Karaoke-Bars und Saunen reich werden."

Das Schlimmste sei für ihn aber, dass man dem Rechtssystem nicht vertrauen kann. Seiner Erfahrung nach, gibt es viele verborgene Orte, an die Menschen ohne Identität gebracht werden. "Nur deine Familie schreit auf, dass du vermisst wirst. Aber du bekommst keine Antwort von den Behörden ... oder vom Gericht oder von der Polizei oder der Staatsführung." Seine Frau habe während seiner Haft täglich solche Anfragen und Petitionen geschrieben, berichtet Ai im Internet. "Jeden Tag hat sie die Polizei angerufen und gefragt: Wo ist mein Mann?" Aber sie hat keine Antwort bekommen.

Auflagen verletzt: Drohen ihm Konsequenzen?

Eine der Auflagen für seine Freilassung war, nicht mit Journalisten sprechen zu dürfen, Ausländer zu treffen und das Internet zu nutzen. Reuters gegenüber sagte der chinesische Künstler, dass er seine Eindrücke von seinem Leben in der Hauptstadt aufgeschrieben hat. Ob und welche Konsequenzen ihm nun drohen, weiß Weiwei nicht.

(APA)

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