Südostasien: Die Provinz Papua will sich von Indonesien lossagen

(c) REUTERS (STRINGER/INDONESIA)
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Der Volkskongress der Provinz Papua hat am Mittwoch die Unabhängigkeit der Region von Indonesien ausgerufen. Daraufhin schoss das indonesische Militär in die Protestkundgebung und nahm politische Anführer fest.

Bangkok/Jakarta. Indonesische Soldaten haben gestern, Mittwoch, bei einer großen Protestkundgebung in der Region Papua das Feuer eröffnet. Zuvor hatten Teilnehmer des „Dritten Volkskongresses von Papua“ in Jayapura, der Hauptstadt der größten und östlichsten Provinz des Inselstaats, die Unabhängigkeit von Indonesien ausgerufen. Generalmajor Erfi Triassanu, Regionalkommandeur der indonesischen Streitkräfte in Papua, wies gegenüber der Tageszeitung „Jakarta Globe“ Berichte zurück, wonach Soldaten mit scharfer Munition in die Menge gefeuert hätten. Stattdessen hätten seine Soldaten versucht, eine große Versammlung aufzulösen, die durch „das Verlesen einer Schrift“ das Gesetz übertreten habe. Zahlreiche politische Anführer wurden Berichten indonesischer Medien zufolge festgenommen, unter ihnen der „Präsident“ und der „Premierminister“ des ausgerufenen Staates.

Keine Angaben zu Toten

Mehrere tausend Aktivisten haben seit Montag an dem von Jakarta argwöhnisch beobachteten Volkskongress teilgenommen. In ihrer Unabhängigkeitserklärung haben die Teilnehmer unter anderem die ehemalige Währung der Niederlande, den Gulden, zur Landeswährung und die Lokalsprache Virjin sowie Malaiisch zu den Nationalsprachen erklärt.

Eine Lokaljournalistin sagte dem „Jakarta Globe“, dass Schüsse von einem nahe gelegenen Hügel gefallen seien, als die Aktivisten nach der Erklärung der Unabhängigkeit die verbotene Landesflagge geschwenkt hätten. Armee und Polizei hätten daraufhin das Feuer in Richtung des Hügels erwidert. Die Sicherheitskräfte hätten anschließend das Gelände des Protests gestürmt und etliche Teilnehmer festgenommen. Angaben zur Zahl der Festgenommenen sowie zu Toten und Verletzten konnte sie nicht machen.

Rohstoffreiche Region

Die Region, die etwa der Fläche Deutschlands entspricht, ist seit dem Abzug der niederländischen Kolonialherren im Jahr 1969 nie zur Ruhe gekommen. Befürworter einer Unabhängigkeit bemängeln, dass ein damals abgehaltenes „Referendum“, bei dem sich von Indonesien ernannte „Älteste“ für einen Beitritt der Region zum indonesischen Staat ausgesprochen hatten, nicht den Willen der Menschen widergespiegelt habe.

Seitdem kämpfen mehrere Rebellengruppen für die Errichtung eines eigenen Staates. Sowohl die Rebellen als auch die indonesische Armee geraten immer wieder wegen Menschenrechtsverletzungen in die Kritik. Zehntausende Menschen sind bisher ums Leben gekommen.

Verschärft wird der Konflikt durch wirtschaftliche Interessen: Papua ist reich an Rohstoffen – ein Grund für Indonesien, die Unabhängigkeitsbestrebungen nicht zu tolerieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2011)

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