Gaddafi ist am Dienstagmorgen an einem unbekannten Ort in der Wüste bestattet worden. US-Präsident Barack Obama kritisiert die Zurschaustellung von Gaddafis Leiche.
Misrata/Brüssel/Apa/Dpa/Afp. Die libysche Führung hat nun doch ihr Bedauern über den Tod Gaddafis zum Ausdruck gebracht. Er hätte den Exdiktator lieber vor Gericht gesehen, sagte der Chef der Übergangsregierung, Mahmoud Jibril. Die UNO-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay und Menschenrechtsorganisationen hatten zuvor eine Untersuchung der Todesumstände Gaddafis gefordert.
Ein Obduktionsbericht von Gaddafi soll nach Angaben des untersuchenden Arztes Othman al-Sentani erst in einigen Tagen vorliegen. Gaddafi ist indes am Dienstagmorgen an einem unbekannten Ort in der Wüste bestattet worden.
Nato soll Militäreinsatz verlängern
US-Präsident Barack Obama hat ebenfalls den Umgang mit der Leiche Gaddafis und deren Zurschaustellung kritisiert. In der Geburtsstadt Gaddafis, Sirte, wo der Diktator sich bis zuletzt versteckt hatte, gibt es neue Hinweise auf ein Massaker. Angeblich wurden 267 Leichen gefunden. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte zu Wochenbeginn berichtet, dass ihre Mitarbeiter in Sirte 53 Leichen von Gaddafi-Anhängern gefunden hätten. Einer der Söhne Gaddafis, Saif al-Islam, ist offenbar noch immer auf der Flucht. Der 39-Jährige, der auch in Österreich studiert hat, befinde sich an der Grenze zu Niger und Algerien und wolle mithilfe eines gefälschten Passes das Land verlassen, hieß es von Vertretern des libyschen Übergangsrates.
Unterdessen hat der libysche Übergangsrat die Nato offiziell gebeten, ihren Militäreinsatz zu verlängern.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.10.2011)