Oslo: Justizminister muss vier Monate nach Utøya-Massaker gehen

(c) AP (Andersen, Aleksander)
  • Drucken

Angehörige der Opfer warteten vergeblich auf Selbstkritik wegen Polizeipannen. Grund ist die anhaltende Kritik am Verhalten der Sicherheitskräfte vor, während und nach den Anschlägen vom 22. Juli.

Kopenhagen/Oslo/Gam. Das Massaker des Norwegers Anders Breivik zwingt nach fast vier Monaten nun Justizminister Knut Storberget aus dem Amt. Grund ist die anhaltende Kritik am Verhalten der Sicherheitskräfte vor, während und nach den Anschlägen vom 22. Juli, bei denen in Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen getötet wurden. Am Donnerstag hat Storberget im Parlament noch zum bisherigen Stand der Ermittlungen Stellung genommen und dabei zahlreiche Fragen aufgeworfen, die der Antwort bedürfen. Dass er nicht zu Selbstkritik und Schuldeingeständnis bereit war, ließ Angehörige der Opfer von „Hohn gegenüber uns Hinterbliebenen“ sprechen. Ministerpräsident Jens Stoltenberg unterstrich am Freitag, dass Storberget aus eigenem Willen abgetreten sei.

Die Angehörigen der Opfer fordern eine raschere Aufklärung der auch von Storberget im Parlament angesprochenen neuralgischen Punkte: Warum war der Rechtsradikale Anders Breivik dem Sicherheitsdienst durch die Maschen geschlüpft? Warum war das Regierungsviertel ungeschützt? Warum reagierte die Polizei auf die ersten Alarmmeldungen so langsam? Die Hinterbliebenen forderten vom Justizminister eine Entschuldigung für das Versagen, die dieser nicht geben wollte. Jetzt macht er den Platz frei für eine Aufarbeitung unter neuer Führung. Die übernimmt die bisherige Verteidigungsministerin Grete Faremo.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.