Ägypten: "Zweite Revolution ist im Gange"

Ägypten:
Ägypten: "Zweite Revolution ist im Gange"(c) AP (Amr Nabil)
  • Drucken

Der Ägypten-Experten Hamadi El-Aouni meint, dass sich der Protest gegen den regierenden Militärrat verallgemeinere und ausbreite. Die Bewegung könne sich auch auf Tunesien auswirken.

Die neuen blutigen Proteste in Ägypten markieren nach Meinung des Ägypten-Experten Hamadi El-Aouni den Beginn einer weiteren Revolution. "Die zweite Revolution ist schon im Gange. Das sind keine Chaoten auf dem Tahrir-Platz", sagte der Politikwissenschaftler von der Freien Universität Berlin. Wut und Angst der jungen Menschen richteten sich gegen den Militärrat, der die Verantwortung nicht an eine zivile Regierung abgebe. "Sie wollen nicht, dass ihnen die Früchte ihrer Revolution geraubt werden", sagte El-Aouni im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Seit mehreren Tagen gehen nicht nur in der Hauptstadt Kairo Tausende Menschen wieder auf die Straße, sondern auch in Städten wie Alexandria oder Suez. Das zeige, dass sich der Aufstand verallgemeinere und ausbreite, sagte El-Aouni. "Das Echo ist massiv da." Die neue Bewegung könne sich auf Tunesien auswirken, auch dort mache sich - wenige Wochen nach der ersten freien Wahl - wieder Unmut breit. "In Tunesien könnte dasselbe passieren, es rumort", sagte El-Aouni.

"Sie wollen nicht von Islamisten regiert werden"

Die Unzufriedenheit in großen Teilen der Bevölkerung in Ägypten und in Tunesien hänge auch mit der Angst vor Islamisten an der Macht zusammen, sagte El-Aouni. In Ägypten sei es die Muslimbruderschaft, die von Saudi-Arabien gesteuert werde und große Chancen bei den am Montag beginnenden Parlamentswahlen habe. "Sie wollen nicht von Islamisten regiert werden. Das ist nicht der Wunsch der jungen Leute, die diese Revolution zustande gebracht haben", sagte der Fachmann für politische Entwicklungen in arabischen Ländern. Die Revolutionäre forderten weiterhin Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit. Die Muslimbrüder und die ihnen nahestehende Partei für Freiheit und Gerechtigkeit hatten angekündigt, nicht an den Protesten teilzunehmen.

El-Aouni rechnet damit, dass die Proteste andauern - bis der Militärrat seine Hinhaltetaktik aufgebe und seinen Kurs ändere. "Der Militärrat war da, um für Sicherheit in einer Übergangsphase zu sorgen, mehr nicht." Zwar seien die Symbolfiguren verschwunden, aber das alte Regime sei noch da. Der Rücktritt des Kabinetts reiche den Menschen nicht. Die Aktivisten verlangten eine neue Verfassung, ohne Sonderrechte für das Militär, und Mitsprache. "Sie wollen nicht am Katzentisch sitzen."

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.