Gewaltsame Zusammenstöße in Kairo

Kairo Militaer zerschlaegt Demonstration
Kairo Militaer zerschlaegt Demonstration(c) EPA (MOHAMED OMAR)
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Die Zusammenstöße in Kairo haben sich fortgesetzt. Soldaten gehen weiter gewalttätig gegen Demonstranten vor. Mindestens zehn Menschen kamen ums Leben.

Die gewaltsamen Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Soldaten in der ägyptischen Hauptstadt Kairo haben sich auch am Sonntag fortgesetzt. Die Auseinandersetzungen konzentrierten sich um eine Betonmauer, die das Militär errichtet hatte, um die Straße vom Tahrir-Platz zum Parlament zu blockieren. Soldaten mit Prügeln und Schusswaffen seien auf den zentralen Platz vorgedrungen und hätten die Protestierenden geschlagen, berichtete der Sender Al-Jazeera. Der katarische TV-Sender zeigte auch Bilder, auf denen ein Soldat zu sehen war, der mit gezogener Waffe offenbar auf sich zurückziehende Demonstranten schoss.

Die Soldaten hatten den Platz bereits am Samstag gestürmt und waren dabei mit drastischer Härte gegen die Demonstranten vorgegangen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind mindestens zehn Menschen getötet worden. Mehr als 500 seien verletzt worden. Die schwersten Unruhen in der ägyptischen Hauptstadt seit drei Wochen hatten sich an der gewaltsamen Auflösung eines Protestcamps vor einem Regierungsgebäude durch die Sicherheitskräfte entzündet.  

Steine und Brandsätze

Soldaten mit Schlagstöcken stürmten am Samstag den zentralen Tahrir-Platz in der ägyptischen Hauptstadt, schlugen auf die Menschen ein und setzten deren Zelte in Brand. Das Militär setzte Schlagstöcke und Elektroschocker ein, die Protestierer warfen Steine und Brandsätze. Autos wurden in Brand gesetzt. In einem Gebäude brach Feuer aus, dabei wurde ein Archiv mit 200 Jahre alten Dokumenten zerstört.

Das Gesundheitsministerium berichtete von Schusswunden, Knochenbrüchen und Prellungen. Der Vorsitzende des Militärrates, Hussein Tantawi, habe angeordnet, dass alle Verletzten in Armeehospitälern behandelt würden. Ministerpräsident Kamal al-Ganzouri äußerte sich zunächst nicht zu den Ausschreitungen.

Paris hat die Ausschreitungen in Kairo scharf kritisiert. "Frankreich verurteilt die exzessive Gewaltanwendung gegen die Demonstranten und ruft zum Respekt der Menschenrechte auf", teilte das französische Außenministerium in einer Pressemitteilung am Samstag mit. Zudem rufe es zur Ruhe auf und fordere von Ägypten, das Recht auf Meinungsfreiheit zu respektieren.

Wertvolle Dokumenten verbrannt

Bei den gewaltsamen Ausschreitungen sind wertvolle Bücher und historisch bedeutende Originaldokumente verbrannt. Sie stammten zum Teil aus der Zeit der französischen Ägypten-Expedition unter Napoleon Bonaparte (1798-1801). Das teilten Behördenvertreter am Sonntag mit.

Das Gebäude des Wissenschaftlichen Ägyptischen Instituts war nach Angaben lokaler Medien von Brandbomben getroffen worden. Freiwillige hätten am frühen Sonntagmorgen geholfen, rund 30.000 der insgesamt 196.000 Bücher aus der Bibliothek des Institutes zu retten.

(Ag.)

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