Blutiger Tag: Syrische Soldaten töten über 220 Menschen

Blutiger Tag: Syrische Soldaten töten über 220 Menschen
Blutiger Tag: Syrische Soldaten töten über 220 Menschen(c) AP ()
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Unter den Getöteten befinden sich knapp 50 Zivilisten. Den Großteil der Opfer fordert die gnadenlose Jagd nach Deserteuren. Nun sollen Beobachter der Arabischen Liga ins Land, um sich ein Bild zu machen.

Über 220 Menschen sollen syrische Regierungstruppen seit Montag getötet haben, berichten Oppositionelle und Menschenrechtsaktivisten. 42 Zivilisten seien am Montag ums Leben gekommen, drei weitere am Dienstag. Bei einem Großteil der Opfer soll es sich allerdings um Deserteure handeln.

Bis zu 70 Soldaten seien offenbar erschossen worden, als sie von einem Armeestützpunkt flüchten, und zur Opposition überlaufen wollten. Andere Soldaten hätten dies bemerkt und mit Maschinengewehren in die flüchtenden Deserteure gefeuert, berichtete am Montag die NGO "Syrian Observatory for Human Rights" mit Sitz in Großbritannien. Eine Bestätigung aus anderen Quellen lag zunächst nicht vor.

In der Provinz Idlib seien am Montag bis zu 227 Angehörige der Freien Syrischen Armee getötet worden. Streitkräfte des Regimes hätten Artilleriegeschütze gegen die Deserteure eingesetzt, die sich in den Ortschaften Jabal al-Sawiya und Khan Sheikhoun verschanzt hielten. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, in Idlib seien bei Gefechten zwischen der Armee und "terroristischen Gruppen" mehrere Menschen getötet worden. In den Reihen der Armee habe es keine Opfer gegeben.

Deserteure werden für die syrische Armee zusehends zum Problem. Die Armee geht deswegen hart gegen sie vor. Am Freitag haben Streitkräfte in der Provinz Dair az-Zur auf der Jagd nach desertierten Soldaten ein Dorf mit Panzern gestürmt. Vier Menschen sind dabei ums Leben gekommen.

Syrien lässt Beobachter ins Land

Wegen einer Medienblockade, lassen sich die Berichte aus Syrien und die Zahl der Toten nicht überprüfen. Dies könnte ein neues Abkommen zwischen der syrischen Regierung und der Arabischen Liga nun ändern: Am Montag stimmte die Regierung der Entsendung von ausländischen Beobachtern zu. Sie sollen sich ein Bild von den Unruhen im Land machen und die Situation bewerten. Ein entsprechendes Protokoll unterzeichnete der syrische Vize-Außenminister Faisal Mekdad im ägyptischen Kairo.

Die Beobachter sind Teil eines Friedensplans der Arabischen Liga. Die Opposition traut dem Vorgehen der Regierung in Damaskus allerdings nicht. Sie bewertete den Schritt als Hinhaltetaktik. Auch der deutsche Außenminister Guido Westerwelle mahnte die Regierung in Damaskus und forderte auf, sie in Zukunft nicht an ihren Versprechungen, sondern an ihren Taten zu messen.

Seit dem Beginn der Proteste gegen das Regime von Baschar al-Assad im im März wurden nach Schätzungen der Vereinten Nationen über 14.000 Menschen festgenommen. Eine "gewaltige Anzahl" von Syrern sei in Lagern interniert. Dort werde gefoltert und vergewaltigt. Die Zahl der Todesopfer der Gewalt in Syrien ist nach Schätzungen der UN in der vergangenen Woche auf mehr als 5000 gestiegen.

(Ag.)

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