Syrien: Muslimbrüder hinter Anschlägen in Damaskus?

Damaskus Anschlag Muslimbrueder
Damaskus Anschlag Muslimbrueder(c) EPA (Sana/handout)
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Auf einer Website ist ein Bekennerschreiben aufgetaucht - eine Fälschung, sagt die Opposition. 44 Menschen sind bei den beiden Selbstmordanschlägen in Damaskus ums Leben gekommen.

Einen Tag nach den tödlichen Selbstmordanschlägen in Damaskus ist ein vermeintliches Bekennerschreiben aufgetaucht, in dem sich die syrischen Muslimbrüder zu den Attentaten bekennen. Die Opposition zweifelt aber an dieser Darstellung und hält das Schreiben für eine Fälschung. Sie warf dem Regime von Präsident Bashar al-Assad vor, die Webseite der syrischen Muslimbrüder im Internet manipuliert zu haben.

Bei den zwei Selbstmordanschlägen sind am Samstag mindestens 44 Menschen getötet und mehr als 160 verletzt worden. Einer der "Jihad-Brigaden der siegreichen sunnitischen Partei" sei es gelungen, Gebäude der syrischen Staatssicherheit zu attackieren, hieß es in einer im Internet verbreiteten Erklärung. Vier Selbstmordattentäter seien im Einsatz gewesen. In den Reihen der "Banden" des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad habe es mehrere Tote und Verletzte gegeben.

Die Anschläge am Freitag im Bezirk Kfar Souseh richteten sich gegen Gebäude des Geheimdienstes und der Sicherheitskräfte. Es waren die ersten und folgenschwersten Angriffe auf die syrischen Sicherheitsdienste im Herzen von Damaskus seit dem Beginn der Proteste gegen die Staatsmacht im März. Das syrische Innenministerium hatte zunächst berichtet, das Terrornetzwerk al-Qaida stecke womöglich hinter den Attacken.

Trauerfeier für die Opfer

Unterdessen versammelten sich Tausende Menschen an der Omajaden-Moschee zur offiziellen Trauerfeier. Dutzende in syrische Fahnen gehüllte Särge wurden am Samstag nach Augenzeugenberichten an der Menschenmenge vorbeigetragen und schließlich in dem Gotteshaus aufgestellt. Die Trauernden warfen Reis und Rosenblätter auf die Prozession. "Dies sind die Märtyrer des freien Syriens", riefen Anhänger von Präsident Assad.

Bei der fast zeitgleichen Explosion zweier Autobomben vor Gebäuden der syrischen Sicherheitskräfte und des Geheimdienstes sind nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana 44 Menschen ums Leben gekommen und weitere 166 verletzt worden. Ärzte in Krankenhäusern sprechen dagegen schon von 50 Toten.

Der UNO-Sicherheitsrat hat die Anschläge aufs Schärfste verurteilt und sprach de Opfern der "schrecklichen Taten", ihren Familien und dem syrischen Volk sein Beileid aus. Um die Formulierung der Erklärung war zuvor lange gerungen worden. Normalerweise spricht der UN-Sicherheitsrat nach einem Terroranschlag der Regierung des betroffenen Landes seine Anteilnahme aus.

Massenproteste gegen Assad

Syrien sieht sich seit Mitte März landesweiten Massenprotesten ausgesetzt. Die Sicherheitskräfte gehen brutal gegen die Opposition vor. Auch am Samstag sind in den Protesthochburgen Idlib und Homs zwei Menschen getötet worden. Seit Beginn der Proteste kamen nach UNO-Schätzungen mehr als 5000 Menschen durch die Gewalt in Syrien ums Leben.

Die 1928 gegründete Muslimbruderschaft ist die älteste sunnitisch-islamistische Bewegung. Besonders aktiv ist die Bewegung in Ägypten, wo sie bei der Parlamentswahl antrat und aus der ersten Etappe als stärkste Kraft hervorging.

(Ag.)

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