"Krieg": Auszüge von Wulffs Anruf veröffentlicht

GERMANY PRESIDENT CAROLER RECEPTION
GERMANY PRESIDENT CAROLER RECEPTION(c) EPA (Maurizio Gambarini)
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Eine Abschrift der umstrittenen Mobilbox-Nachricht des deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff ist aufgetaucht. Zitate davon entlasten und belasten das Staatsoberhaupt zugleich.

Der deutsche Bundespräsident Christian Wulff gerät immer mehr unter Druck: Zwar hat die "Bild"-Zeitung die umstrittene Nachricht, die Wulff auf der Mobilbox von "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann hinterlassen hat, noch nicht veröffentlicht, eine Abschrift davon soll aber unter Berliner Journalisten kursieren. Angeblich soll das zweiseitige Dokument von der "Bild"-Redaktion direkt in die Hände anderer Medien gelangt sein, berichtete der "Spiegel".

Derzeit ist unklar, wie lange sich Wulff auf der Mailbox auslässt. In manchen Berichten ist von einer Minute, in anderen von rund vier Minuten die Rede. Die Abschrift soll zwei Seiten lang sein und drei Absätze umfassen. Zwei Stellen seien mit Fragezeichen versehen, offenbar war hier die Aussage nicht einwandfrei zu verstehen, berichtete "n-tv" am Montag.

"Entscheiden, wie wir den Krieg führen"

Demnach soll Wulff verärgert darüber gewesen sein, dass das Blatt mit der Veröffentlichung seines Berichtes über Wulffs Haus-Kredit nicht warten könne, bis er von seinem Auslandsaufenthalt zurück sei. Er verstehe nicht, warum das Blatt nicht akzeptieren könne, "wenn das Staatsoberhaupt im Ausland ist, zu warten, bis ich Dienstagabend wiederkomme, also morgen, und Mittwoch eine Besprechung zu machen, wo ich mit Herrn ... den Redakteuren rede, wenn Sie möchten, die Dinge erörtere und dann können wir entscheiden, wie wir die Dinge sehen, und dann können wir entscheiden, wie wir den Krieg führen".

Genau diese Stelle ist es, über die sich die "Bild" mit Wulff streitet und die Wulff zugleich belastet und entlastet. Während nämlich Wulff nur um einen Aufschub der Veröffentlichung gebeten haben will, interpretierte das Boulevard-Blatt darin eine Drohung, um die Berichterstattung ganz zu unterbinden.

Wulff: "Ich bitte um Vergebung"

An einer anderen Stelle soll Wulff gesagt haben: "Und ich bitte um Vergebung, aber hier ist jetzt für mich ein Punkt erreicht (...)." Dann beschwerte er sich: "Wie das gelaufen ist in den letzten Monaten, ist das inakzeptabel, und meine Frau und ich werden Mittwochmorgen eine Pressekonferenz machen zwischen dem japanischen Ministerpräsidenten und den weiteren Terminen und werden dann entsprechend auch öffentlich werden, weil diese Methoden ihrer Journalisten, des investigativen Journalismus nicht mehr akzeptabel sind."

Skandal um Christian Wulff

Der deutsche Bundespräsident steht seit Mitte Dezember wegen eines Privatkredits im Wert von einer halben Million Euro für einen Hauskauf in der Kritik. In seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident hatte er von dem befreundeten Unternehmer-Ehepaar Geerkes ein Darlehen erhalten. Später löste er diesen Kredit durch ein besonders günstiges Darlehen der BW Bank ab. Bei einer Befragung der Grünen im Landtag 2010 verneinte Wulff, eine geschäftliche Beziehung zu Egon Geerkens zu haben, auch das Darlehen erwähnte er nicht. Eine neue Dimension erhielt der Skandal, als bekannt wurde, dass Wulff durch einen Anruf bei "Bild"-Chefredakteur Diekmann die Veröffentlichung eines Artikels zu der Causa zu verhindern versucht hatte.

(Red.)

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