Immer mehr Inspektoren wollen aufgeben. Initiator Katar zweifelt an Sinn des Einsatzes. Den Beginn hatte vor zwei Tagen ein Algerier gemacht, der die Mission als „Farce“ bezeichnete.
Damaskus/Beirut/Reuters/Apa/Dpa. Die Syrien-Beobachtermission der Arabischen Liga steht vor dem Scheitern: Die 22-Mitglieder-Organisation hat nicht nur ihre Pläne aufgegeben, die bisher aus 165 Beobachtern bestehende Delegation aufzustocken. Es ziehen sich im Gegenteil immer mehr Beobachter offenkundig frustriert zurück.
Den Beginn hatte vor zwei Tagen ein Algerier gemacht, der die Mission als „Farce“ bezeichnete. Er sagte nun gegenüber der Agentur Reuters, dass viele in der Mission so dächten wie er. Zumindest drei Kollegen seien ebenfalls bereits abgesprungen oder würden dies demnächst tun: „Die Mission nützt nicht den Bürgern, sie ist zu gar nichts nütze.“ Der Hauptkritikpunkt ist, Syrien würde die Beobachter systematisch täuschen. Seit zudem am Montag elf Beobachter bei einem tätlichen Angriff von Pro-Regime-Demonstranten verletzt wurden, hat die Mission ihre Arbeit vor Ort eingeschränkt.
Mittlerweile ist auch Katar, der stärkste innerarabische Kritiker des Assad-Regimes, nicht mehr vom Nutzen der Aktion überzeugt. „Ehrlich gesagt, bis jetzt war die Mission noch nicht erfolgreich“, sagte Premier Sheikh Hamad bin Jassim al-Thani bei einer Pressekonferenz mit US-Außenministerin Hillary Clinton in Washington.
Der zunächst friedliche Aufstand nimmt unterdessen immer gewaltsamere Formen an, da immer mehr Soldaten zu den Regimegegnern desertieren: Am Donnerstag kam es zu schweren Gefechten zwischen dem Militär und der „Freien syrischen Armee.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2012)