Atomstreit: IAEA-Experten in Teheran eingetroffen

Die IAEA-Experten vor ihrer Abreise nach Teheran.
Die IAEA-Experten vor ihrer Abreise nach Teheran.(c) AP
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Es sollen Möglichkeiten für eine diplomatische Lösung des Atomkonflikts ausgelotet werden. Großbritannien hat Teheran erneut vorgeworfen, Atomwaffen zu entwickeln.

Zum zweiten Mal binnen einen Monats sind Experten der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) in den Iran gereist. Es sollen erneut Möglichkeiten für eine diplomatische Lösung des Atomkonflikts ausgelotet werden. "Die wichtigste Priorität ist es natürlich, die noch offenen Streitpunkte um die möglichen militärischen Dimensionen des nuklearen Waffenprogramms anzugehen", sagte IAEA-Chefinspektor Herman Nackaerts am Sonntagabend auf dem Wiener Flughafen vor dem Abflug nach Teheran. "Es handelt sich um einen sehr komplexen Streitpunkt, der Zeit braucht. Aber wir hoffen, es wird konstruktiv."

"Wir werden unseren Weg und die friedliche Nutzung der Atomtechnologie ohne jegliche Zweifel und mit Selbstbewusstsein fortführen", kündigte der iranische Außenminister Ali-Akbar Salehi am Sonntag in Teheran an. Die IAEA war in einem Bericht im November allerdings zum Schluss gekommen, dass die Islamische Republik zumindest in der jüngeren Vergangenheit an Atomwaffen gearbeitet hat.

Auslöser für die aktuelle Eskalation im Atomstreit sind Äußerungen von Diplomaten in Wien, wonach der Iran in Kürze mit der Installation tausender Uran-Zentrifugen der 4. Generation in der neuen Anreicherungsanlage in der Stadt Fordo beginnen könnte. Die leistungsfähigeren und schnelleren Zentrifugen könnten den Prozess der Urananreicherung - je nach Anreicherungsgrad für die zivile oder militärische Nutzung - deutlich beschleunigen, berichtete die britische BBC am Sonntag.

Offener Bruch der UN-Resolutionen

"Ich bin sicher, dass der nächste (IAEA-)Report über bedeutende Fortschritte in Fordo sprechen wird. Aber es wird eher um die Größenordnung von Hunderten neuen Zentrifugen vom Typ IR-1 gehen, als um die Fähigkeit des Iran, in Kürze tausende Zentrifugen dazuzuschalten, seien es IR-1 oder andere", relativierte ein westlicher Diplomat in Wien am Abend die Spekulationen um die Zahl der neuen Zentrifugen im Iran. "Diese Fortschritte sind zwar unerwünscht und ein offener Bruch der UN-Sicherheitsratsresolutionen, aber sie sind nicht so sensationell wie die Medien sie darstellen."

Der britische Außenminister William Hague hatte Teheran erneut vorgeworfen, Atomwaffen zu entwickeln. "Die Iraner sind ganz klar dabei, ihr nukleares Waffenprogramm voranzutreiben", sagte er der Zeitung "Daily Telegraph". Hague hält im Nahen Osten auch ein neues atomares Wettrüsten wie im Kalten Krieg zwischen Ost und West für möglich. Allerdings fehlten die Sicherheitsmechanismen, wie sie damals zwischen dem Westen und der Sowjetunion wirksam gewesen seien. Salehi kommentierte die Äußerungen: "Das ist nur ein Versuch, in den Medien Stimmung gegen den Iran zu machen." 

(Ag.)

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