UNO: Gräueltaten auf Befehl von Syriens Regime

In this Wednesday, Feb. 22, 2012 citizen journalism image provided by the Local Coordination Committe
In this Wednesday, Feb. 22, 2012 citizen journalism image provided by the Local Coordination Committe(c) AP (Hons)
  • Drucken

Die syrischen Streitkräfte sollen auf Befehl Kinder und unbewaffnete Demonstranten erschießen. Die Protesthochburg wird erneut mit Granaten und Raketen beschossen.

Die Gräueltaten in Syrien werden nach einem Bericht der Vereinten Nationen auf Anordnung der politischen und militärischen Führung verübt. In einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht an den UNO-Menschenrechtsrat wird eine Anklage gegen die Verantwortlichen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gefordert. Die unabhängigen Ermittler haben nach eigenen Angaben eine vertrauliche Liste mit den Namen von entsprechenden syrischen Politikern und Armee-Angehörigen erstellt. Die von dem Brasilianer Paulo Pinheiro geleitete Kommission befand zwar, dass auch die Aufständischen Verbrechen begangen haben. Diese seien "allerdings vom Umfang nicht vergleichbar".

In dem Bericht wird beschrieben, wie die syrischen Streitkräfte auf Befehl Kinder und unbewaffnete Demonstranten erschießen, verwundete Gefangene in Krankenhäusern foltern, Soldaten töten, die entsprechende Befehle verweigern, grundlos Menschen festnehmen und wahllos Wohngebiete mit Panzern und Maschinengewehren angreifen.

Granaten- und Raketenangriffe auf Homs

Die Truppen des syrischen Machthabers Bashar al-Assad haben nach Oppositionsangaben in der Protesthochburg Homs den 20. Tag in Folge Wohngebiete angegriffen. Auf die sunnitischen Stadtteile Al-Khalidiya, Al-Inshaat und Baba Amro hagelten auch am Donnerstag Granaten und Raketen ein, wie Aktivisten berichteten. "Die ganze Stadt wird von Explosionen erschüttert. Gott, sei uns gnädig", sagte Anwohner Abdallah al-Hadi. Die Zahl der Toten war zunächst unklar.

Eine größere Zahl von Deserteuren soll sich in der Stadt Daraa von den Regierungstruppen abgesetzt haben. Die fahnenflüchtigen Soldaten hätten sich heftige Gefechte mit ihren ehemaligen Kameraden geliefert, hieß es.

Am Vortag sollen in Syrien nach Informationen der Opposition 97 Menschen getötet worden sei. 60 von ihnen seien in Homs gestorben. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben ist wegen der Behinderung der Arbeit von Journalisten durch die Regierung nicht möglich.

Zwei Journalisten getötet

Am Mittwoch waren zwei westliche Journalisten bei einem Angriff in Homs ums Leben gekommen - die US-Reporterin Marie y Colvin und der französische Fotograf Remi Ochlink. Der syrische Informationsminister, Adnan Mahmud, sagte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana, er habe von der Anwesenheit der beiden Journalisten in Syrien nichts gewusst. Jeder Journalist, der illegal eingereist sei, solle sich bei den Behörden melden.

Die Assad-Truppen nehmen Homs seit Anfang Februar unter Dauerbeschuss. Bei Angriffen auf den Stadtteil Baba Amro wurden am Mittwoch nach Oppositionsangaben mehr als 80 Menschen getötet. Zudem kamen in der Stadt zwei ausländische Journalisten ums Leben. Am Freitag kommt eine internationale Syrien-Konferenz in Tunis zusammen. Die USA schlossen zuletzt eine Bewaffnung der Rebellen nicht mehr aus.

(Ag./Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Brennpunkt Syrien

Der Aufstand gegen Assad

Syrien: Ausländische Journalisten getötet
Außenpolitik

Syrien: Ausländische Journalisten getötet

Syrischen Regimegegnern zufolge sind eine US-Redakteurin und ein französischer Fotograf von einer Rakete getroffen worden.
Syrian officer shows Arab league monitor weapon confiscated from what officials say were gun men, dur
Außenpolitik

USA: Militärische Hilfe für syrische Aufständische?

Die USA wollen keine Militarisierung Syriens unterstützen, allerdings könnten "zusätzliche Schritte" nicht ausgeschlossen werden.
Syrien: EU will Sanktionen verschärfenmtha
Außenpolitik

Syrien: EU will Sanktionen verschärfen

Dem deutschen Außenminister Westerwelle zufolge wird die EU kommende Woche den Druck auf das syrische Regime weiter erhöhen. Russland will indes einen Entwurf für humanitäre Hilfsmöglichkeiten einbringen.
Außenpolitik

Gehen Assads Schutzherren auf Distanz?

Immer mehr Proteste in Damaskus bringen das Assad-Regime in Bedrängnis. In der Nacht zum Dienstag war es im Zentrum von Damaskus erneut zu Protesten gekommen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.