Syrien: Verletzte Journalisten aus Homs geschmuggelt

Homs
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In Syrien sind nahe der Protesthochburg Homs nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten heute 68 Zivilisten getötet worden.

Der bei einem Raketenangriff in der syrischen Rebellenhochburg Homs verletzte britische Fotograf Paul Conroy ist in den benachbarten Libanon gebracht worden. Das sagte Conroys Vater am Dienstag britischen Medien. Der freie Fotograf, der unter anderem für die "Sunday Times" arbeitet, war am vergangenen Mittwoch beim Beschuss eines als Pressezentrum der Rebellen genutzten Gebäudes in Homs verletzt worden.

Bei dem Angriff wurden die US-Kriegsreporterin Marie Colvin und der französische Fotograf Remi Ochlik getötet. Ebenfalls verletzt wurde die französische Reporterin Edith Bouvier. Sie soll, laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters, aus Homs geschmuggelt worden sein. In der Nähe der Protesthochburg wurden indes am Montag Dutzende Leichen inspiziert. Bei ihnen soll es sich nach Angaben von Ansässigen um aus dem Unruheviertel Baba Amro entführte Zivilisten handeln.

"Familien, die Baba Amro verließen, wurden vergangene Nacht bei einem Checkpoint aufgehalten und 62 davon entführt. Heute in der Früh wurden ihre Leichen in einer Gegend gefunden, in der man loyal zu Assad ist", sagte Abu Baker aus Baba Amro.

Von anderen Aktivisten hieß es allerdings, es handle sich um Angehörige der alawitischen Minderheit, der auch Präsident Bashar al-Assad angehört. Zuvor berichtete die Nachrichtenagentur AFP von 68 Toten. Die oppositionelle Nachrichtenagentur Ugarit berichtete, die Totenanzahl für Montag steige damit auf 124.

Zustimmung für Verfassungsreform

Die von Präsident Bashar al-Assad vorgeschlagene Verfassungsreform in Syrien ist mit großer Zustimmung angenommen worden. Rund 89,4 Prozent der Wähler stimmten für den Vorschlag, die Wahlbeteiligung habe bei 57,4 Prozent gelegen, berichtete das staatliche Fernsehen.

Allerdings war die Wahl von der syrischen Opposition boykottiert worden. Zudem kam es nach Angaben von Aktivisten und dem Roten Kreuz während dem Referendum in mehreren Orten Syriens zu schweren Kämpfen zwischen Regimegegnern und Soldaten. Die Verfassungsreform soll unter anderem das Machtmonopol der regierenden Baath-Partei aufheben und demokratische Reformen ermöglichen; Oppositionelle und Stimmen im Westen hatten das Referendum allerdings als Betrug bezeichnet.

"Absolut zynisch und lächerlich"

Die US-Regierung hat das Verfassungsreferendum in Syrien als absolut zynisch und lächerlich bezeichnet. "Er (Präsident Bashar al-Assad) hat im Grunde nichts anderes getan, als ein Stück Papier, über das er die Kontrolle hat, zu einer von ihm kontrollierten Abstimmung zu stellen, so dass er die Kontrolle behalten kann", sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland, am Montag in Washington weiter.

Unabhängig davon, wie lächerlich Assads Vorschläge für eine Verfassungsreform seien, könne man natürlich auch nicht einschätzen, inwieweit das Votum am Sonntag überhaupt so etwas wie eine Volksabstimmung gewesen sei, so die Sprecherin. Sie verwies auf die anhaltenden Angriffe von Regierungstruppen gegen Protesthochburgen und fragte: "Wie kann beim besten Willen unter solchen Bedingungen irgendein demokratischer Prozess stattfinden?" Die Regierung in Damaskus hatte das Referendum am Montag als Erfolg gefeiert.

EU-Sanktionen in Kraft getreten

Die neuen Sanktionen der Europäischen Union gegen Syrien sind am Dienstag mit der Veröffentlichung im EU-Amtsblatt in Kraft getreten. Dies bedeutet, dass ab sofort das Vermögen der syrischen Nationalbank in den EU-Staaten eingefroren ist. Der Handel mit Gold, Edelmetallen und Diamanten ist verboten. Untersagt sind auch Frachtflüge syrischer Fluggesellschaften nach Europa. Sieben Minister der Regierung erhielten Einreiseverbot in die EU, ihr Vermögen in der Europäischen Union wird ebenfalls eingefroren.

(APA/AFP)

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