Nordkoreas neuer Kim lässt Atominspektion zu

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USA liefern Pjöngjang 240.000 Tonnen Nahrungsmittel. Kim lässt dafür UN-Kontrollore ins Land. Gleichzeitig sollen gegenseitige Besuche von Künstlern, Universitätsangehörigen und Sportlern gefördert werden.

Pjöngjang/Wien. Am 23. und 24. Februar verhandelten Vertreter einer US-Delegation mit nordkoreanischen Diplomaten in Peking. Es war noch recht frostig an jenen beiden Tagen, minus 6° C, Höchsttemperatur sechs Grad plus. Bei den Verhandlungen zwischen beiden Seiten standen die Zeichen allerdings auf Tauwetter. „Um die Atmosphäre für einen Dialog zu verbessern und die Absicht zu einer Denuklearisierung zu demonstrieren hat sich die Demokratische Volksrepublik Korea zu einem Langstreckenraketentest-Moratorium, zu einem Atomteststopp und zu einer Einstellung aller nuklearen Aktivitäten im Reaktor Yongbyon – inklusive der Urananreicherung – verpflichtet“, heißt es schnörkellos in einer Aussendung des US-Außenministeriums. Nordkorea erlaubt auch die Rückkehr von Atominspektoren der in Wien ansässigen Atomenergiebehörde (IAEA), die das Urananreicherungs-Moratorium überwachen sollen. IAEA-Direktor General Yukiya Amano bezeichnete den Entschluss Nordkoreas als „wichtigen Schritt“. Die Inspektoren seien bereit, nach Nordkorea zu reisen.

Im Gegenzug liefern die USA 240.000 Tonnen Nahrungsmittelhilfe an Pjöngjang. Gleichzeitig sollen gegenseitige Besuche von Künstlern, Universitätsangehörigen und Sportlern gefördert werden.

Pjöngjang drohte mit „Heiligem Krieg“

Noch vor ein paar Tagen hat es aus Pjöngjang noch ganz anders getönt: Als Reaktion auf die Ankündigung groß angelegter gemeinsamer US-koranischer Militärmanöver drohte das Regime von Kim Jong-un – wieder einmal – mit einem „Heiligen Krieg“. Die Übung „Key Resolve“ begann am 28. Februar und soll noch bis 9. März dauern, 200.000 südkoreanische Soldaten und 2100 US-Soldaten nehmen daran teil. 2010 hatte Nordkoreas Armee die südkoreanische Fregatte Cheonan versenkt und die südkoreanische Insel Yeonpyeong mit Artilleriefeuer belegt, die Beziehungen zwischen beiden Koreas waren auf einem Tiefpunkt.

Rüdiger Frank, international geachteter Nordkorea-Experte an der Universität Wien, sieht das jüngste Tauwetter „vorsichtig optimistisch“. Es sei ein gutes Zeichen, dass die Entspannungssignale von der neuen Führung in Pjöngjang ausgesandt werden. Allerdings: „Wir hatten schon in der Vergangenheit viele erste Schritte wie den jetzigen, ein Moratorium gab es bereits von 1998 bis 2002“, sagt Frank. Nun gehe es darum, einen zweiten, dritten und vierten Schritt zu setzen.

Die Hintergründe des Einlenkens

Über den Hintergrund des nordkoreanischen Einlenkens könne man nur spekulieren, meint der Nordkorea-Experte. Der neue starke Mann in Pjöngjang, Kim jong-un, der nach dem Tod seines Vaters Kim jong-il im Dezember 2011 als „oberster Führer“ nachgefolgt ist, „ist darauf angewiesen, dass sich die wirtschaftliche Situation verbessert. Ohne Wohlwollen der Amerikaner ist das unmöglich“, meint Frank. Es wäre bitter, wenn man dieses Momentum nicht versuchen würde, positiv zu nutzen, meint er.

Offenbar ist genau das die Absicht der USA: Außenministerin Hillary Clinton sagte in einer ersten Reaktion, das Einlenken Pjöngjangs sei ein „bescheidener erster Schritt in die richtige Richtung“ und betonte, dass die USA weiter „besorgt“ seien und die „neue nordkoreanische Führung an ihren Taten messen“ würde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2012)

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