Schlagabtausch um Öl vor Falklands

(c) REUTERS (MARCOS BRINDICCI)
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30 Jahre nach dem Krieg um die Falkland-Inseln eskaliert der Konflikt zwischen London und Buenos Aires jetzt erneut - zumindest verbal. Die jüngste Attacke ritt am Freitag Argentiniens Außenminister Timmerman.

London. Der 30. Jahrestag des Falkland-Kriegs rückt näher – und zumindest verbal ist die Schlacht zwischen Argentinien und Großbritannien um den kargen Archipel im Südatlantik erneut in vollem Gang. Die jüngste Attacke ritt am Freitag Argentiniens Außenminister Hector Timmerman: Er drohte britischen Firmen, die vor der Küste der Inselkette nach Rohstoffen suchen, mit rechtlichen Schritten: „Das Gas und Öl dort gehören dem argentinischen Volk.“

Das britische Außenamt konterte prompt: Argentiniens „Einschüchterungsversuche“ seien „illegal, unschön und völlig kontraproduktiv“. Die Förderung der Rohstoffvorkommen sei „integraler Bestandteil des Rechts auf Selbstbestimmung“ der Bewohner der Inseln. Der Schlagabtausch eskaliert seit Monaten: Sogar der US-Schauspieler Sean Penn und der britische Alt-Rocker Roger Waters („Pink Floyd“) fühlten sich berufen, öffentlich Partei zu ergreifen – für Argentinien. Großbritanniens Premier David Cameron holte sich bei seinem Washington-Besuch diese Woche deshalb Rückhalt bei US-Präsident Barack Obama: Der sei mit dem Status quo – genau wie Großbritannien – voll zufrieden.

Die Regierung in Buenos Aires dürfte das nicht beschwichtigen: Schon Ende 2011 drängte Argentinien erfolgreich die Mitgliedstaaten des Wirtschaftspaktes „Mercosur“ (Brasilien, Uruguay, Paraguay) dazu, Schiffen mit falkländischer Flagge das Einlaufen in Häfen zu verwehren. Argentiniens Industrieminister forderte Unternehmen auf, nicht länger Handel mit Briten zu treiben. Präsidentin Christina Kirchner wandte sich sogar an die UNO, um neue Verhandlungen über den Status der „Malvinas“, wie Argentinien die Inseln nennt, durchzusetzen. London blieb stur, verwies auf den Wunsch der 3000 größtenteils britischstämmigen Einwohner, die weiter als Überseegebiet zum Königreich gehören wollten – und schickte, angeblich routinemäßig, Kampfflugzeuge, ein Kriegsschiff und sogar Prinz William in die Region. Die Nummer zwei der Thronfolge dient dort als Rettungshubschrauberpilot der Royal Air Force. Auf Argentinien aber wirkten diese Maßnahmen so „als ob man in einem Atomkrieg den roten Knopf drückt“, so der Falkland-Experte und Geopolitologe Klaus Dodds von der Londoner Royal Holloway Universität zur „Presse.“

„Nach argentinischem Verständnis gehören die Inseln ihnen – und weil sie militärisch nichts erreichen können, versuchen sie den Falkländern und den Briten wirtschaftlich das Leben so schwer wie möglich zu machen.“ So sei die jüngste Drohung mit rechtlichen Schritten zwar letztlich „heiße Luft“, so Dodds. Doch die Argentinier wollten vor allem großen Ölfirmen damit suggerieren, „dass diese Vorkommen umstritten sind und die Gegend nicht stabil ist für Investitionen“. Vor der Küste der Falkland-Inseln sollen reiche Vorkommen an Gas und Öl schlummern. 2010 gewährte die Inselregierung mehreren britischen und australischen Firmen die Bohrrechte. Zwar wird noch nicht gefördert, aber das britische Unternehmen „Rockhopper“ will Hinweise auf „erhebliche Reserven“ gefunden haben und sucht derzeit nach Investoren für die Förderung.

Emotionen zum Jahrestag

Die Emotionen über die Zugehörigkeit der Falkland-Inseln kochen stets zu Jahrestagen des Krieges hoch, so Dodds. Am 2. April 1982 versuchte Argentinien seinen Anspruch durch eine Invasion durchzusetzen. Doch die Briten unter Margaret Thatcher gewannen den Krieg, in dem fast 1000 Menschen starben. Seitdem gelten die Falkland-Inseln offiziell als britisches Überseegebiet – doch argentinische Schulkinder lernen bis heute: „Die Malvinas sind argentinisch.“

Auf einen Blick

Am 2. April 1982 besetzte die argentinische Armee die Falkland-Inseln im südlichen Atlantik und löste einen Krieg mit Großbritannien aus. Die militärische Auseinandersetzung dauerte bis 14. Juni. An die 1000 Soldaten fielen, die meisten waren Argentinier. Auf den Inseln, von Argentinien „Malvinas“ genannt, leben ungefähr 3000 Menschen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2012)

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