CONTRA: Nur Diplomatie verhindert eine iranische Atombombe

Contra Diplomatie verhindert eine
Contra Diplomatie verhindert eine(c) AP (Oded Balilty)
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CONTRA Ein Angriff auf die iranischen Atomanlagen hätte fatale Folgen: Terror, wirtschaftliche Engpässe und einen militärischen Vergeltungsschlag. Die Diplomatie des Westens muss deswegen flexibler werden.

Weder das Säbelrasseln, noch die gesetzten Handelsbeschränkungen konnten den Iran bisher zum Einlenken bewegen. Im Gegenteil: Jüngste Umfragen zeigen, dass das Ansehen des Regimes beim Volk zunimmt. Der Druck von außen scheint Teherans Atom-Ausbau somit regelrecht anzutreiben.

Vier Argumente für eine Lösung ohne Waffeneinsatz.

Flexible Demokratie und Stärkung der Opposition

Weder Sanktionen noch militärischer Druck sind der Königsweg aus der Irankrise, denn parallel zu der Dämonisierung des Landes von außen nimmt die Beliebtheit des Regimes beim iranischen Volk zu - ebenso wie der Hass auf den Westen. Der Ausweg wäre daher ein Kompromiss. „Der Iran braucht Sicherheitsgarantien, dann könnte er sich davon überzeugen lassen, Uran nicht auf 20, sondern nur auf 3,5 Prozent anzureichern", betont etwa der Rüstungsexperte Heinz Gärtner. Zudem müsste die iranische Opposition finanziell wie auch logistisch gestärkt werden, um einen Regimewechsel vorzubereiten. Nur dieser kann auf lange Sicht den Iran zu einem verlässlichen Partner für den Westen machen.

Teherans Anlagen sind schwer zerstörbar

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu drohte bereits mehrmals mit einem Angriff auf iranische Anlagen, um den Bau einer Atombombe zu verhindern. Wie dies bewerkstelligt werden soll, ist mehr als unsicher. Zwar hätte Israel die Kapazitäten für einen Angriff, doch die Flugroute entlang der türkisch-syrischen Grenze ist ob der Krise mit der Türkei und Syriens Luftabwehr unsicher, ein Flug über Jordanien gefährdete den Friedensvertrag. Zudem sind die iranischen Anlagen verstreut angelegt und teils sogar unterirdisch. Selbst der neueste Bunkerbrecher der USA kann einige davon nicht zerstören. Weiters gilt die iranische Luftabwehr als effektiv.

Ein israelischer Angriff hätte fatale Folgen

Bei einem israelischen Angriff steht laut Gärtner zudem zu befürchten, „dass sich der Iran mit Terrororganisationen kurzschließen und weltweit eine Welle an Angriffen durchführen würde". Auch Teherans Verbündete wie die libanesische Hisbollah oder der palästinensische Islamische Dschihad dürften aggressiver als bisher gegen Israel vorgehen. Hinzu kämen wirtschaftliche Schwierigkeiten: die Sperre der Straße von Hormuz, durch die ein Fünftel aller Öltransporte geht, sowie ein In-Die-Höhe-Schnellen der Ölpreise.

Keine stichhaltigen Beweise

Fest steht außerdem, dass der Iran derzeit keine Atombombe besitzt. Ob er an ihr bastelt ist ungewiss, so belegt etwa eine Studie des Instituts für Wissenschaft und Internationale Sicherheit (ISIS), dass die Islamische Republik heuer keine Atomwaffen mehr bauen könnte, da ihr die Kapazitäten zur Urananreicherung für militärische Zwecke fehlen. Auch seitens der USA wird betont, dass sich der Iran noch nicht zu einem Bau von Kernwaffen entschieden habe. Eine zivile Nutzung des Uran ist laut Atomwaffensperrvertrag (NPT) erlaubt. Iran hat das Abkommen unterzeichnet und erlaubt Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) den Zutritt zu den bekannten Anlagen.

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Die Serie "PRO und CONTRA" ist eine Sammlung von Für- und Wider-Argumenten zu einem aktuellen Thema, die nicht die Meinung der Autoren widerspiegelt.

(Red.)

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