Tuareg haben mit Timbuktu auch die letzte wichtige Stadt im Norden des Landes erobert und damit quasi der ganze Landesteil unter ihrer Kontrolle. Ihr Vormarsch wurde auch durch den Putsch in Bamako begünstigt.
Wien/Bamako/Hd/Ag. Malis Tuareg-Rebellen können dem mittlerweile toten libyschen Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi gleich doppelt dankbar sein: Als er noch an der Macht war, brachte er viele von ihnen als Söldner in Lohn und Brot. Und als er – unter Mithilfe der Nato-Bomben und von Waffenlieferungen aus Golfstaaten wie Katar – von der Macht vertrieben wurde, betrachteten die heimeilenden Tuareg Libyens Waffenarsenale als Selbstbedienungsladen.
Dies erklärt zu einem guten Teil, warum die Rebellen bei ihrer im Jänner gestarteten neuerlichen Rebellion – in den vergangenen 20 Jahren hatte es immer wieder ähnliche Aufstände gegeben – so überaus erfolgreich sind. Am Montag war mit der legendären „Goldstadt“ Timbuktu nach Kidal und der Garnisonstadt Gao binnen weniger Tage bereits die dritte und letzte größere Stadt im Norden Malis und damit quasi der ganze Landesteil unter ihrer Kontrolle. Begünstigt wurde ihr Vormarsch durch den Putsch vor zehn Tagen.
Die Rebellen sind also in einer komfortablen Position, um über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Offenbar hat Junta-Chef Amadou Sanogo bereits einen Unterhändler geschickt.
Paris will bei Intervention helfen
Sanogo stand gleichzeitig unter steigendem Druck aus dem Ausland: Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas hat am Montag in Senegals Hauptstadt Dakar Sanktionnen über Mali verhängt. Ein Ultimatum der Ecowas an die Junta, zur verfassungsmäßigen Ordnung zurückzukehren, war ausgelaufen. Hastig hatte daher Sanogo am Sonntag versprochen, die Macht rasch an eine zivile Regierung zu übergeben, ohne dabei konkrete Angaben zu machen. Bis dahin schließen die Nachbarländer die Grenzen und kappen außerdem Finanztransfers.
Bei ihrem Gipfeltreffen hat die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft außerdem beschlossen, "unverzüglich" ihre Eingreiftruppe in Alarmbereitschaft zu versetzen. Die Generalstabschefs des Staatenbundes sollen demnach noch in dieser Woche entscheiden, wie ein Einsatz der Truppe genau aussehen soll, wie der Ecowas-Vorsitzende, Alassane Ouattara, sagte. "Die Lage in Mali ist sehr schlecht", so der ivorische Präsident. Er bezeichnete den Putsch des Militärs als einen "Schlag gegen die Demokratie".
Malis Ex-Kolonialmacht Frankreich schloss ein direktes militärisches Engagement zwar aus, bot aber Unterstützung an: „Wir können in der Logistik und Ausbildung helfen“, sagte Außenminister Alain Juppé am Montag. Frankreich hat in der benachbarten Elfenbeinküste derzeit 450 Soldaten stationiert, zudem knapp tausend Soldaten sowie einige Kampfflugzeuge und Helikopter im Tschad.
Am Montag forderte Paris seine Staatsbürger aus Sicherheitsgründen zum Verlassen Malis auf.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2012)