Korruption: Lega-Nord-Chef Bossi tritt zurück

Lega-Nord-Boss Umberto Bossi
Lega-Nord-Boss Umberto Bossi(c) EPA (Matteo Bazzi)
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Der Vorsitzende und Gründer der Partei soll Gelder an seine Familie abgezweigt haben. Sein Sohn habe Dokumente beiseite geschafft. Die Staatsanwaltschaft in Mailand ermittelt gegen mehrere Lega-Politiker.

Der Chef der rechtspopulistischen Oppositionspartei Lega Nord in Italien, Umberto Bossi, ist am Donnerstag zurückgetreten. Der Vorsitzende und Gründer der föderalistisch-gesinnten Partei zog damit die Konsequenzen aus einem ausgedehnten Skandal um illegale Parteienfinanzierung, der ihn und seine Familie schwer belastet. Im Sog der Affäre war bereits der Schatzmeister der Lega Nord, Francesco Belsito, zurückgetreten. Bis Ende des Vorjahres war die Lega Nord unter Premier Silvio Berlusconi mitbeteiligt an der Regierung.

Aus Ermittlungen der Mailänder Staatsanwaltschaft geht hervor, dass Bossi und der Ex-Reformenminister der Lega, Roberto Calderoli, Gelder aus den Parteikassen entwendet haben sollen. Schwere Vorwürfe wurden auch gegen Bossis Söhne, Renzo und Riccardo, erhoben. Renzo Bossi, zweiter Sohn Umberto Bossis, wird verdächtigt, aus dem Hauptquartier der Partei Dokumente entfernt zu haben, aus denen hervorgehen soll, dass er illegal Geld aus den Parteikassen erhalten hatte.

Das geht aus der Abhörung eines Telefongesprächs zwischen einer Sekretärin der Lega, Nadia Dagrada, und dem zurückgetretenen Schatzmeister der Gruppierung, Francesco Belsito, hervor, gegen den ebenfalls ermittelt wird - wegen Geldwäsche, Betrugs und illegaler Parteienfinanzierung. Der 41-Jährige soll öffentliche Gelder, die die Lega als Rückerstattung von Wahlkampf-Spesen erhalten hatte, zugunsten der Familie von Parteichef Umberto Bossi unterschlagen haben.

Je 200.000 Euro an Söhne und Gewerkschaft

Erst am Donnerstag waren neue Details im Skandal bekannt geworden: Mehr als 200.000 Euro aus den Parteikassen der Lega sollen illegal an die Söhne von  Bossis geflossen sein, weitere 200.000 bis 300.000 Euro an die Lega-Gewerkschaft SinPa, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Umberto Bossi reagierte auf Journalistenfragen zu dem Skandal äußerst unwirsch. Einem Fernsehteam rief er in einem vom "Corriere della sera" veröffentlichten Video "vaffanculo" zu, was sinngemäß bedeutet: "Geht's scheißen".

Vor dem Hauptquartier der Lega kam es am Donnerstag zu einer Solidaritätskundgebung einiger Aktivisten für Bossi. "Bossi ist ein Opfer, er hat nichts von den intransparenten Geschäften Belsitos gewusst", sagte ein Lega-Anhänger. Der Bürgermeister von Verona und Lega-Spitzenpolitiker Flavio Tosi plädierte für mehr Transparenz in der Lega. "Die Partei braucht einen neuen Parteitag. Wir müssen unseren Anhängern klar machen, dass wir uns tiefgreifend erneuern wollen", so Tosi.

Umberto Bossi

Der 70-jährige Umberto Bossi ist der Gründer der Lega Nord, der derzeit einzigen Oppositionspartei im italienischen Parlament. Die Gruppierung war bis zum Rücktritt von Premier Silvio Berlusconi im vergangenen November die zweitstärkste Regierungspartei in Italien.

(APA)

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