Bergungsauftrag für Costa Concordia an US-Konsortium

Bergungsauftrag fuer Costa Concordia
Bergungsauftrag fuer Costa Concordia(c) EPA (FRANCESCA BALDI)
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Kreuzfahrtschiff soll schwimmfähig gemacht und dann in Sizilien abgewrackt werden. Das fast 300 Meter lange Schiff soll nicht zersägt, sondern mit Luftkissen aufgerichtet und dann im Ganzen weggeschleppt werden.

Rom. Mehr als drei Monate liegt das gigantische Wrack der Costa Concordia bereits in der Hafeneinfahrt von Giglio, und die Bewohner des kleinen Orts auf der gleichnamigen Insel in der Toskana werden wohl noch ein weiteres Jahr mit dem Anblick leben müssen. Geht es nach dem Willen der Reederei Costa Crociere in Genua, soll die US-Spezialfirma Titan Salvage, gemeinsam mit der italienischen Firma Micoperi aus Ravenna, das am 13. Januar havarierte Kreuzfahrtschiff bergen. Die amerikanischen Experten erhielten in einem Auswahlverfahren den Zuschlag der Reederei und sollen, sobald die italienischen Behörden zugestimmt haben, mit dem mindestens 300 Millionen Dollar teuren Projekt im Mai beginnen. Bereits Ende März hat die holländische Firma Smit die Abpumparbeiten des Schweröls beendet.

Das fast 300 Meter lange Schiff, das seit der Havarie am Abend des 13. Januar fast im 90-Grad-Winkel geneigt auf Grund liegt, soll nun nicht zersägt, sondern mit Luftkissen aufgerichtet und dann im Ganzen weggeschleppt werden. Anschließend soll es im sizilianischen Palermo abgewrackt werden. Die Costa Concordia hatte, mit 4200 Menschen an Bord, in der Unglücksnacht ein Felsenriff gerammt und war dann gesunken. Als Hauptverantwortlicher gilt Kapitän Francesco Schettino, der das Schiff viel zu nah an die Küste herangesteuert hatte, um die Bewohner zu „grüßen“. 32 Menschen kamen ums Leben, zwei Opfer werden noch immer vermisst.

Wracktourismus in Giglio

Costa Crociere begründete ihre Entscheidung damit, dass Titan Salvage am ehesten ihren Anforderungen entsprochen habe, die Umwelt in dem ökologisch wertvollen Inselarchipel so gut wie möglich zu schützen und außerdem auf die Bedürfnisse der Bewohner Rücksicht zu nehmen. Das in Florida ansässige Unternehmen will seine Basis nicht in Giglio, sondern auf dem italienischen Festland errichten, in der Nähe der Hafenstadt Civitavecchia. Titan Salvage ist spezialisiert auf die Bergung von großen Schiffen, mehr als 350 Wracks haben seine Experten seit der Gründung im Jahr 1980 weltweit abgeschleppt. Dazu gehört etwa der im Jahr 2007 in der Straße von Gibraltar gekenterte Tanker New Flame, dessen Bergung fast zwei Jahre dauerte.

Der kleine Hafenort Giglio lebt überwiegend vom Tourismus und ist bei Urlaubern beliebt wegen seiner Ruhe und des klaren Meerwassers. Viele Bewohner fürchten, dass die diesjährige Saison durch das Wrack stark beeinträchtig wird. Allerdings hat sich in den letzten Wochen eine neue Form des Tagestourismus entwickelt, der vor allem an den Wochenenden Hunderte von Schaulustigen auf die Insel bringt. Wie Costa Crociere außerdem mitteilte, soll, sobald das Wrack abgeschleppt ist, der Meeresboden gesäubert und neu bepflanzt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2012)

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