Oslo: Menge sang Lied, das Breivik hasst

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Mehr als 40.000 Menschen kamen am Donnerstag in Oslo zu einer spontanen Demonstration gegen die Weltsicht des rechtsradikalen Attentäters Breivik. Aufgerufen dazu hatten zwei Frauen tags zuvor auf Facebook.

Oslo/GAM. Singen gegen den Massenmörder: In einer spontanen Kundgebung setzten Zehntausende am Donnerstag aus Protest gegen das Weltbild des rechtsradikalen Attentäters Anders Breivik ein Zeichen: Mindestens 40.000 Menschen kamen zum Youngstorget (Young-Platz) in Oslo, um zu singen. Dann zogen sie zum Gericht, wo gegen Breivik verhandelt wird, und legten Blumen nieder. In anderen Städten Norwegens gab es ähnliche Aktionen.

„Kinder des Regenbogens“

Aufgerufen dazu hatten zwei Frauen tags zuvor auf Facebook. Sie hatten gehört, wie Breivik im Verhör das Lied „Kinder des Regenbogens“ als Beispiel für „marxistische Gehirnwäsche“ angeführt hatte, der Kinder in Norwegens Schulen ausgesetzt seien. Es hat den Refrain „Zusammen wollen wir leben, Schwestern und Brüder, kleine Kinder des Regenbogens, auf fruchtbarer Erde“. „Das Lied provoziert Breivik, also wollen wir es singen“, sagte Lill Hjønnevåg, eine der Organisatorinnen. Und so riefen sie zum Gemeinschaftsgesang auf, „so laut, dass Breivik es im Gericht hören kann“.

Auf Basis der Rückmeldungen hatten sie nur etwa 5000 Teilnehmer erwartet. Der Sänger Lillebjørn Nilsen, der den norwegischen Text zum Original „My Rainbow Race“ des US-Folksingers Pete Seeger verfasst hatte, sang vor. Nilsen hatte mit dem 93-jährigen Seeger telefoniert und übermittelte dessen Grüße.

Das „Wundermädchen“ erzählt

Reporter bestätigten, dass das Lied im Verhandlungssaal zu hören war. Dort sagten am Donnerstag Überlebende des Bombenangriffs auf das Regierungsgebäude in Oslo aus – darunter eine 24-jährige Studentin, die als Hilfskraft am Empfang gearbeitet hatte und die Explosion überlebte, obwohl sie nur sieben Meter entfernt stattfand; ihre Kollegen nennen sie jetzt „Wundermädchen“.

„Ich saß drinnen, aber wurde draußen gefunden“, sagte sie. Sie lag einen Monat im Koma, doch überlebte ohne größere physische Schäden. Indes verlor sie Teile ihres Gedächtnisses: „Ich hatte Politologie studiert, nun muss ich in der Schule wieder grundlegende Fertigkeiten lernen. Aber ich bin glücklich, dass ich lebe.“

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