Erst vor drei Wochen hatte der Chef der rechtspopulistischen Partei sein Amt wegen eines Veruntreuungs-Skandals niedergelegt. Nun kündigte er an, wieder für die Parteiführung kandidieren zu wollen.
Drei Wochen nach seinem Rücktritt will der Chef von Italiens rechtspopulistischer Oppositionspartei Lega Nord, Umberto Bossi, wieder das Ruder der Gruppierung übernehmen. Der 70-Jährige kündigte am Mittwoch an, dass er bei dem am 29. und 30. Juni geplanten Kongress der Lega seine Kandidatur für die Parteiführung einreichen werde. Seine Kandidatur könne dem Zusammenhalt der Partei dienen, sagte er nach Angaben italienischer Medien.
Bossi bestritt erneut seine Verwicklung in den Skandal um illegale Parteienfinanzierungen, die auch seine Söhne betrifft. "Niemand hat Geld gestohlen, es sind lediglich Fehler gemacht worden", versicherte der Lega-Gründer. Seine Partei ist wegen der Affäre jedoch stark unter Druck geraten. Aus Ermittlungen der Mailänder Staatsanwaltschaft geht hervor, dass der zurückgetretene Schatzmeister der Lega Francesco Belsito und Bossi Gelder aus den Parteikassen entwendet haben sollen.
Schwere Vorwürfe wurden auch gegen Bossis Söhne Renzo und Riccardo erhoben. Mehr als 200.000 Euro aus den Lega-Kassen sollen illegal an Bossis Söhne geflossen sein, weitere 200.000 bis 300.000 Euro an die Lega-Gewerkschaft SinPa, vermuten die Ermittler. Dabei geht es um die Verwendung von Millionen aus dem Topf der Wahlkampfkostenerstattung, die der Lega jährlich zufließt. Infolge des Skandals war Bossi zurückgetreten.
Geldwäsche nach Mafia-Art?
Bossi hatte bisher stets behauptet, dass er von den Geldern die seinen Angehörigen zuflossen, nicht informiert gewesen sei. Die Ermittlungen gegen die Lega werden auch von den Staatsanwälten von Reggio Calabria geführt. Sie wollen überprüfen, ob Belsito Gelder der 'Ndrangheta, dem Arm der Mafia in der süditalienischen Region Kalabrien, gewaschen habe.
Wegen des Skandals drohen der Lega Nord schwere Stimmenverluste bei den am kommenden Sonntag und Montag geplanten Teilkommunalwahlen. Der Urnengang, zu dem neun Millionen Italiener aufgerufen sind, ist der erste Wahltest seit dem Ende der Amtszeit des im November zurückgetretenen Premiers Silvio Berlusconi.
(Ag.)